Der Betrüger by Galgut Damon

Der Betrüger by Galgut Damon

Autor:Galgut, Damon [Galgut, Damon]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-05-01T22:00:00+00:00


11

Es wird Hochsommer. Das Licht scheint von morgens bis abends im Zenit zu stehen. Auf den Hügeln ein Stück außerhalb des Ortes bricht ein Feuer aus; es wütet tagelang, lässt die Sonne hinter einem Rauchschleier verschwinden und taucht die Nacht in rote Glut, als hinge eine bizarre Galaxie tief am Firmament. Das Jahr geht zu Ende, und die bunten Lichter, die noch vom letzten Fest an den Laternenmasten hängen, werden eingeschaltet. Auf den Straßen sieht man immer mehr Betrunkene. Fanie Prinsloos Hotel wirbt mit einem »All-You-Can-Eat«-Weihnachtsbüffet. Die Supermarktangestellten tragen Nikolausmützen, und viele Schaufenster entlang der Hauptstraße sind mit Flitter und billigem Weihnachtsschmuck dekoriert. Doch diese Inseln aufgesetzter Fröhlichkeit lassen die sonnengedörrte Leere der Schotterpisten und die melancholischen Weiten, die sich bis zum Horizont erstrecken, nur noch trostloser erscheinen.

Ein paar Tage vor Weihnachten klopft es an der Hintertür. Es ist das erste Mal seit seinem unangemeldeten Besuch, dass der Mann in Blau sich Adam direkt nähert, aber diesmal möchte er nicht bleiben. Stattdessen ringt er sich mit schüchterner Verlegenheit zu der Frage durch, ob Adam an Weihnachten schon etwas vorhabe. »Ich brate nämlich einen riesigen Truthahn, und da dachte ich, Sie möchten vielleicht…«

»Oh, das tut mir leid, aber ich kann nicht«, fällt Adam ihm ins Wort. »Da bin ich bei meinen Freunden.«

»Ja, ja, das habe ich mir gedacht… ich weiß ja, dass Sie jedes Wochenende weg sind … ich wollte ja auch nur mal fragen.«

»Vielen Dank. Ich würde ja gern, aber …«

»Ja, dann. Ein andermal.« Betrübt und vorwurfsvoll zugleich starrt Blom ihn an. »Sie haben sich noch immer nicht meine Gedichte angesehen.«

»Ihre Gedichte?«

»Wissen Sie nicht mehr? Ich habe Ihnen doch erzählt …«

»Ja, ja, ich weiß. Ich komme die Tage mal vorbei, Ehrenwort. Ich habe einfach unheimlich viel zu tun.« Er erinnert sich dunkel an das Gespräch und Bloms rätselhafte Andeutungen über Gedichte, hat aber nicht die geringste Lust, seinen Nachbarn zu besuchen. Er verspürt ein seltsames Gefühl der Wut auf diesen alten Mann, der mit seiner Einsamkeit so ungeschickt hausieren geht. Doch als die Gestalt in Blau davontrottet, wirkt sie so hilflos und verloren, dass sich Adams Gewissen meldet. Blom, der allein vor seinem Truthahn sitzt: Diese Vorstellung zerreißt ihm fast das Herz.

Canning und Baby haben Adam eingeladen, die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr auf Gondwana zu verbringen. Er freut sich auf dieses stille, abgeschiedene Idyll fernab der verkrampften Ausgelassenheit im Ort. Doch als es schließlich so weit ist, entpuppt sich das Idyll als wüstes Gelage, bei dem der Alkohol in Strömen fließt. Sipho Moloi und seine Frau sind gekommen – und ein zweites Pärchen, Enoch und Ruth Nandi. Reichlich Gelächter, Schulterklopfen, blaue Cocktails. Baby scheint sich zum ersten Mal wirklich zu amüsieren; sie blüht regelrecht auf, Adam hingegen ist geknickt. Er trägt sich sogar mit dem Gedanken, nach Hause zu fahren.

Als es auf Silvester zugeht, ist es mit der exzessiven Feierei vorbei. Sipho und seine Frau sind abgereist; nur die Nandis sind noch da. Schlag Mitternacht bittet Canning seine Gäste, das Glas zu erheben und auf das großartige neue Jahr



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