Angst in der 9a by Wolf Stefan

Angst in der 9a by Wolf Stefan

Autor:Wolf, Stefan [Wolf, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783641013158
Herausgeber: cbj Verlag
veröffentlicht: 2009-01-25T23:00:00+00:00


8. Kaffeeklatsch mit schlimmem Ende

Es hatte geregnet. Jetzt verzogen sich die Wolken. Blauer Himmel breitete sich über die Stadt. Die Luft war sauber. Gärten und Grünanlagen schienen zu dampfen.

Die Jungs hatten Gaby abgeholt. Zu viert radelten sie durch die Stadt. Oskar, von Gaby an der Leine geführt, lief neben ihrem Rad.

Sie hatte gezögert, ihn mitzunehmen. Schließlich wusste man nicht, ob es der Mübo recht war. Aber Tarzan und Klößchen hatten Gaby zugeredet. Denn wohin Oskar auch kam – immer verhielt er sich brav. Und mit Bello, Marcos tappsigem Schäferhundwelpen, würde er sich bestimmt gut verstehen.

Sie radelten an einer Gruppe von Straßenarbeitern vorbei. Mit freiem Oberkörper schufteten sie in der Sonne. Einer von ihnen war so tätowiert, dass er wie ein wandelndes Bilderbuch aussah.

Arme, Brust und Schultern waren von Blumen, Adlern, Schiffen und sogar einem durchbohrten Herzen bedeckt.

Tarzan erzählte, dass auch Seibolds Vater Tätowierungen an den Armen hat.

Karl, der Computer, nahm die Gelegenheit sofort auf, Wissenswertes aus seinem phänomenalen Gedächtnis zu schöpfen.

»Ist ja nicht jedermanns Sache«, sagte er, »sich tätowieren zu lassen. Zumal man sich darüber klar sein muss, dass das auf Lebenszeit bleibt. Zwar kann man kleinere Tätowierungen ausschleifen oder die betreffende Stelle mit einer Hauttransplantation (Überpflanzung lebenden Gewebes) überdecken. Aber dabei bleiben Narben zurück, meistens, die noch störender sind als die Tätowierung. Früher ließen sich nur Matrosen, Vagabunden und Rocker tätowieren. Aber neuerdings scheint es auch für ganz solide Bürger in Mode zu kommen. Dahinter steckt vermutlich die Absicht, auf der eigenen Haut – und meistens unsichtbar für andere, solange man bekleidet ist – eine Art Lebensgefühl auszudrücken. Sozusagen, um sich herauszuheben aus der Masse Mensch. Tätowiert wird in Japan schon seit 1500 Jahren. In Europa war es früher aus religiösen Gründen verboten. Die Südseeinsulaner tätowierten sich zur Tarnung, indem sie ihrer Haut eine dunklere Einfärbung gaben. Oder indem sie mit bestimmten Mustern ihre Stammeszugehörigkeit zeigten. Beim Tätowieren wird Farbe unter die Haut gestochen, einige Millimeter tief – was nicht wehtut. Bei uns benutzt man die Tätowiernadel, die von einem Elektromotor getrieben wird und etwa 7000 mal pro Minute in die Haut piekt. In die Nadel fließen die Spezialfarben ein. Natürlich ungiftige Farben, die sich im Körpergewebe nicht auflösen. Sonst würde das Bild verlaufen. Die kleinen Stiche verursachen natürlich winzige Wunden. Das ist so, als schürfe man sich die Haut ab. Deshalb muss auf der tätowierten Stelle zwei Wochen lang ein Verband getragen werden. Dann erst kann man das Kunstwerk bewundern. Die schönsten Tätowierungen findet man übrigens in Japan. Dort stechen die Tätowierer nicht einzelne Bilder unter die Haut, sondern komponieren ganze Gemälde auf Rücken oder Brust.«

»Das wäre was für mich«, sagte Klößchen. »Ich lasse mir eine Tafel Schokolade auf den Rücken tätowieren. Mit unserem Firmennamen und dem Hinweis, dass unsere Schokoladen einzigartig gut sind. Auf diese Weise laufe ich im Schwimmbad Reklame.«

»Aber jeder sieht auch«, sagte Gaby lachend, »wohin es führt, wenn man sich von Schokolade ernährt.«

»Ich glaube nicht, dass ich mich jemals tätowieren lasse«, sagte Tarzan.

»Aber so ein kleines Herz auf dem Oberarm stünde dir recht gut«, meinte Gaby.



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