Alter, was geht? by Jörg Thomann

Alter, was geht? by Jörg Thomann

Autor:Jörg Thomann
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2014-10-19T16:00:00+00:00


»Soll ich sie lieber schmeißen oder einfach nur fallen lassen?«, frage ich.

»Nicht schmeißen, nur fangen. Du kannst dich dabei ein bisschen drehen.«

Und wieder: klonk!

»Du wirfst viel zu stark nach hinten. Versuch’s mit weniger Schwung.«

Ich lasse die Flasche fallen, sie landet auf meinem Finger. Autsch.

»Genau! Super.« Das kommt von Heikos Seite. Offensichtlich hat er’s schon drauf. Er ist zwar kein Barkeeper, doch seine Schwiegermutter hat einen Partykeller, da wird er schon mit der einen oder anderen Flasche hantiert haben.

Christine braucht, wie ich, etwas länger. »Du schnappst«, ermahnt Tony sie. »Nicht schnappen, einfach fallen lassen.«

Ab und an kommen wir uns bedenklich nahe, immer wieder rollen die Flaschen durch die Gegend.

»Du brauchst keine Angst zu haben, hier ist alles aus Gummi«, beruhigt mich Alex.

Doch es wird mir mit einem verfehlten Wurf gelingen, selbst eine der unkaputtbaren Trainingsflaschen kaputt zu machen: Sie fällt auf den schmalen Ausgießer, der im Flaschenhals steckt und prompt abbricht.

»Ich fürchte, ich bin einfach kein Koordinationswunder«, seufze ich mit aufsteigender Frustration.

»Keiner hat gesagt, dass es einfach ist. Aber irgendwann sieht es auch bei dir flüssiger aus. Dranbleiben!«

Und wirklich: Nachdem ich die Flasche ein, zwei Mal gefangen habe, ist plötzlich das richtige Gefühl da. Ich weiß nun, wie die Flasche fällt und wie ich sie fangen muss.

»Wir werden nun einen Cocktail mixen«, verkündet Alex. Ein Cocktail, der, da in den Flaschen nix drin ist, aus viel frischer Luft besteht.

Wir beginnen mit dem Mise en Place, das so viel bedeutet wie: richtig hinstellen. Was in unserem Fall zunächst richtig hinlegen heißt, und zwar die Serviette. Alex führt vor, wie wir sie aus dem Handgelenk werfen, sodass sie nach mehreren Drehungen auf dem Tresen landet. Auch hier gilt: Das Schmeißen ist einfacher als das Landen.

Meine erste Serviette trudelt ins Waschbecken. Immerhin ist das Werfen von leichten Papierservietten weniger riskant als das von schweren Plastikflaschen. Es ist ein bisschen wie Frisbee-Werfen, nur nicht ganz so weit. Irgendwann landen meine Servietten an der richtigen Stelle.

»Nimm dir ein Glas, stell es auf die Serviette. Dann kannst du eingießen.«

»Prima.«

»Aber das ist noch nicht alles. Wir machen noch was dazu.«

»Schade.«

Was schließlich wäre ein Cocktail ohne Eis? Beziehungsweise, wir machen hier ja nur Trockenübungen: ohne Kronkorken? Wir nehmen das Glas, werfen es von der einen Hand in die andere, führen die Schaufel in einen Haufen voller Kronkorken und schieben sie schwungvoll in das Glas. Die Rede ist von der Theorie, natürlich.

Also los. Serviette, Glas, Eis. Und schließlich die Flasche, die wir greifen wie gelernt, rückwärts über die Schulter fallen und dann in einer neuen Choreographie ein paarmal um unseren Kopf kreisen lassen sollen, die so kompliziert ist, dass ich sie rückblickend unmöglich wiedergeben kann.

Es gelingt mir natürlich auch nicht gleich. Alex will mir den Trick vormachen, doch es gibt ein Problem: Er ist Linkshänder. Ich nicht.

»Die Flasche muss hier herum …«

»Wie, wo lang?«

»Äh … Warte mal. Das ist für mich jetzt ein bisschen kompliziert.«

Um die Kommunikationsschwierigkeiten zwischen uns Verschiedenhändigen zu überwinden, greift Alex zu einem Trick: Er stellt sich mir gegenüber, so kann ich seine Bewegungen direkt nachmachen, ohne umdenken zu müssen.



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