Achtung Baby! by Michael Mittermeier

Achtung Baby! by Michael Mittermeier

Autor:Michael Mittermeier
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-462-04202-3
veröffentlicht: 2010-11-09T00:00:00+00:00


Schon auf der Rückfahrt von der Klinik haben wir meine Eltern angerufen und gefragt, ob sie nicht sofort kommen wollen und die Kleine angucken. War ein guter Gedanke. An diesem Tag ist man eh noch verstrahlt, und man weiß ja nicht, was die nächste Zeit so bringt. Vielleicht ist man ja danach überfordert, überhaupt Leute zu empfangen. Und es war für mich wichtig, dass meine Eltern die Kleine sehen. Wir hatten alle lange auf sie gewartet, und nun schloss sich ein Kreis. Es war ein schräger und toller Moment, als ich meine Eltern mit den Worten »hallo Oma, hallo Opa« begrüßt habe. Ich dachte mir, ich bin jetzt nicht mehr nur euer Kind, sondern der Papa von eurem Enkel. Jetzt bin ich Papa, ich kann es bis heute manchmal kaum fassen, es gibt nichts, was mit dem Gefühl vergleichbar ist, und ich bin dankbar, dass ich es erleben darf. Ich weiß gar nicht, ob ich Gott oder dem Universum oder wem auch immer dankbar sein soll. Einfach danke an da draußen! Ich Papa. Vom ersten Moment, in dem ich meine Tochter gesehen habe, wusste ich, ich würde mein Leben für sie geben, wenn es sein müsste. Klar fragt man sich auch, würde die Kleine das auch für mich tun? Stell dir vor, du bist Jahre später mit deinem Kind im Wald unterwegs, du trittst aus Versehen in eine Bärenfalle, dein Bein ist gebrochen und eingequetscht. Trotz Abbinden blutet es unaufhörlich. Niemand hört euch rufen, ihr seid zu weit weg von allem. Du weißt, das wirst du nicht lange überleben.

»Kind, bitte geh los und hol Hilfe.«

»Aber ich will bei dir sein, Papa.«

»Nein, du musst Papa helfen. Und deswegen musst du jemanden zu Hilfe holen, sonst geht es Papa schlecht.«

»Okay.«

Dein Kind zieht los, und nach einiger Zeit kommt es an eine Straße. Plötzlich fährt ein Spielzeuglieferwagen vorbei.

»Hallo, Spielzeugmann, hallo, Hilfe!«

»Wer bist du denn?«

»Ich habe mich verlaufen.«

»Was machst du denn hier? Bist du denn alleine hier?«

»Klar. Kann ich die Matchbox-De-Luxe-Packung haben?«

Ich will hier niemanden desillusionieren, aber man kann doch wenigstens mal drüber nachdenken. Denn du musst immer zu deinem Kind stehen. Immer und überall. Und das kann manchmal hart sein. Gute Freunde von mir haben eine kleine Tochter. Als der Vater mit ihr einmal an einer Fußgängerampel stand, stellte sich ein Rockertyp neben sie. Lange, Shampoo abweisende Haare, Totenkopflederkluft, beide Arme voll tätowiert. Die Kleine blickte fasziniert auf die Tätowierungen und sagte laut: »Du, Papi, schau mal, der Mann hat lauter Kritzikratzi am Arm.«

Das ist so der Moment, wo man für sein Kind entweder einstehen muss – oder nach unten schaut und verwundert sagt: »Oh, wo ist denn das Kind hergekommen?«

»Aber Papi, du sagst doch immer, der David Beckham mit so Kritzikratzi an den Armen, der ist schwul.«

Gibt es Momente, in denen man auch mal bei Rot über die Straße gehen darf, obwohl Kinder zuschauen?



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