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Autor:Unknown
Format: epub


Als wir im Wagen saßen und langsam losrollten, fragte Wer­ner: »Glaubst du, du kannst ihr helfen und sie heraushalten?«

»Das könnte bei Kischkewitz und der Mordkommission möglich sein. Kischkewitz ist ein sehr, na ja, ein menschlicher Mann. Er weiß, wie das Leben spielt. Er kann einen Beamten herschicken, oder er kann Maria abholen lassen und später dann ohne Aufsehen wieder zurückbringen. Das Beste wäre, er könnte das selbst erledigen. Das könnte möglich sein. Was mir viel mehr Sorgen macht, sind meine liebenswerten Kolle­gen. Wenn die herausfinden, dass ausgerechnet eine Frau dem Merschmann ein Alibi verschaffen kann, ist Maria gelie­fert. Sie werden über sie herfallen, und unsere einheimischen Paparazzi werden sie nicht mehr aus den Augen lassen. In Sachen Nürburgring gibt es zurzeit keine Geheimnisse. Es gibt einfach zu viele Leute, die reden. Und es gibt zu viele Leute, die über Dinge reden, über die früher niemals geredet wurde, weil man nichts von ihnen wusste. Und stell dir jetzt die Maria vor, die mitten im Geschehen steckt und sich nicht bewegen kann. Jeder weiß, dass Bremm hier erschossen wurde, jeder weiß, dass eine Entlastungszeugin wahrschein­lich nur aus Siebenbach kommen kann, weil der alte Mersch­mann-Mercedes hier geparkt hat. Dann hast du einen weite­ren Rummelplatz: den kleinen polnischen Puff in Siebenbach. Und es wird todsicher Leute geben, die sofort formulieren: >Waren auch die Manager der GmbH Besucher im polnischen Puff?< Wenn eine Zeitung fragen kann >Wer hat am Nürbur­gring keinen Dreck am Stecken?< ist es mit dem soliden Jour­nalismus aus. Und es hat solche Headlines schon gegeben. Also, die Maria könnte ihren Koffer packen und ein Ticket kaufen.«

»Hast du gesehen? Sie ist zutiefst katholisch. Kleines Weihwasserschälchen an der Wand, ein Kruzifix mit einem Corpus Christi über dem Bett, der Farbdruck einer Madonna unter Glas, ein Buchsbaumsträußchen hinter dem Kreuz. Warum macht sie das mit den Männern?«

»Wir sollten das menschlich sehen, nicht als ein Riesenge­heimnis. Sie braucht auch so etwas wie normale Kontakte, nicht ewig die alten Leute, denen sie den Hintern abputzen muss. Da hat es sich ergeben und fertig. Und ich glaube nicht einmal, dass Geld eine Riesenrolle spielt, ich glaube, das ist einfach das Bedürfnis, sich mitzuteilen. Hast du die Stapel an Nahrungsmitteln gesehen? Sie lagen neben der Tür zu dem Bad auf dem Fußboden.«

»Habe ich nicht.«

»Es waren eingeschweißte Schinkenstücke, ein, zwei Kilo jeweils. Eingeschweißte Hartwürste, ganze Stapel Gläser mit Leberwurst, mit Blutwurst, mit Mett. Ich wette, sie schickt drei Viertel ihres Einkommens zur Familie in Polen, und sie schickt alle diese Nahrungsmittel zusätzlich. Als ich das sah, habe ich an meine Eltern gedacht, die mir erzählten, nach dem Zweiten Weltkrieg seien diese Dinge mehr wert gewesen als ein Perser­teppich im Wohnzimmer. Es ist doch schön, wenn ein netter Freier sie fragt: >Lieber zwei Kilo Eifelschinken, oder einen Zwanziger?<«

Er lachte, er sagte: »So gesehen, macht das hier Spaß.«



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