08 Das goldene Dreieck by Maurice Leblanc

Autor:Maurice Leblanc [Leblanc, Maurice]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimilegende
Herausgeber: ICI LA BAS
veröffentlicht: 1918-10-16T23:00:00+00:00

2 – Die Sargnägel

Ansonsten … Dieses Wort wiederholte Patrice mechanisch bei mehreren Gelegenheiten, während ihnen beiden die zweifelhafte Bedeutung erschien. Ansonsten … bedeutete das, wenn Coralie nicht gehorchte und sich dem Feind auslieferte, wenn sie nicht aus dem Gefängnis floh, um demjenigen zu folgen, der die Schlüssel zum Gefängnis besaß, war es der Tod.

In diesem Moment dachte keiner von ihnen an die Art des Todes, der ihnen bevorstand, oder gar an diesen Tod.

Sie dachten nur an den Trennungsbefehl, den der Feind an sie richtete. Einer musste gehen und der andere sterben. Coralie wurde das Leben versprochen, wenn sie Patrice opferte. Aber zu welchem Preis dieses Versprechen? Und was würde er für das auferlegte Opfer bezahlen?

Zwischen den beiden jungen Menschen herrschte ein langes Schweigen voller Unsicherheit und Angst. Jetzt nahm etwas Gestalt an, und das Drama spielte sich nicht mehr absolut außerhalb von ihnen und ohne ihre Teilnahme daran ab, außer als ohnmächtige Opfer. Es geschah in ihnen und sie hatten die Fähigkeit, sein Ergebnis zu ändern. Ein schreckliches Problem, das der Coralie schon vor langer Zeit gestellt worden war, und sie lösten es in Richtung Liebe, seit sie tot war …

Er posierte wieder.

Patrice überflog die Inschrift, und die schnell nachgezeichneten Worte wurden weniger deutlich. Patrice las:

Ich habe Coralie angefleht … Sie warf sich auf meine Knie. Sie will mit mir sterben …

Patrice beobachtete die junge Frau. Er sagte das sehr leise, und sie hörte es nicht.

Dann zog er sie in einem Ausbruch von Leidenschaft scharf an sich und rief:

»Du wirst gehen, Coralie. Du verstehst sehr gut, dass, wenn ich es nicht gleich gesagt habe, es nicht aus Zögern geschah. Nein … nur … ich dachte an das Angebot dieses Mannes … und ich habe Angst um dich … Es ist schrecklich, was er verlangt, Coralie. Wenn er dir Leben verspricht, dann weil er dich liebt … Und dann verstehst du … Es spielt keine Rolle, Coralie, du musst gehorchen … du musst leben … Geh weg … Nicht nötig zu warten, bis die zehn Minuten verstrichen sind … Er könnte es sich anders überlegen … dich zum Tode verurteilen, dich auch, nein, Coralie, geh weg, geh sofort weg.«

Sie antwortete einfach:

»Ich bleibe.«

Er erschrak.

»Aber das ist Wahnsinn. Warum dieses unnötige Opfer? Hast du also Angst davor, was passieren könnte, wenn du ihm gehorchst?«

»Nein.«

»Also geh weg.«

»Ich bleibe.«

»Aber wieso? Warum diese Sturheit? Es nützt nichts. Wieso den?«

»Weil ich dich liebe, Patrice.«

Er blieb verwirrt. Er war sich sehr wohl bewusst, dass die junge Frau ihn liebte, und er sagte es ihr auch. Aber dass sie ihn so sehr liebte, dass sie an seiner Seite starb, war eine unerwartete Freude, köstlich und schrecklich zugleich.

»Ah«! er sagte, »du liebst mich, meine Coralie … du liebst mich …«

»Ich liebe dich, mein Patrice.«

Sie umschlang seinen Hals mit ihren Armen, und er spürte, dass diese Umarmung zu denen gehörte, die man nicht trennen kann. Doch er gab nicht auf, entschlossen, sie zu retten.

»Genau«, sagte er, »wenn du mich liebst, musst du gehorchen und leben. Glaube mir, es ist für mich hundertmal schmerzlicher, mit dir zu sterben, als allein.

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