Zeit der Rache by Cayla Kluver

Zeit der Rache by Cayla Kluver

Autor:Cayla Kluver [Kluver, Cayla]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3492952739
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2011-01-02T23:00:00+00:00


16. ZUR HÖLLE MIT DER HEIMLICHTUEREI

Die Stadt war seltsam friedlich, als wir unter den Spitzen der Eisengitter hindurchritten, die das Tor sicherten. Auch die Durchgangsstraße war vollkommen verwaist. Kurz bevor wir den Palast erreichten, entließ Cannan seine Soldaten, damit sie in die Kaserne zurückkehren konnten. Einem der Männer gab er Befehl, Destari auf der Krankenstation abzuliefern. Zwei andere Elitegardisten blieben bei uns, und es schien mir, als sei der Hauptmann bemüht, jegliches Aufsehen zu vermeiden. Zum ersten Mal, seit ich am frühen Abend den Palast verlassen hatte, dachte ich an Steldor. Da wurde mir klar, dass er höchstwahrscheinlich in diese militärische Operation gar nicht eingeweiht gewesen war. Destari hatte ihm gewiss nichts gesagt, weil er geahnt haben musste, wie Steldor dazu stand. Das Gleiche galt wohl auch für Cannan. Sollte Steldor es herausfinden, war der Ärger unvermeidlich.

Leider stand der Ärger schon unmittelbar bevor, denn Steldor, Galen, Casimir und zwei Palastwachen hielten sich zum Zeitpunkt unserer Rückkehr in der Eingangshalle auf. Sobald die Türen aufgingen, richtete sich Steldors Blick auf mich. Aus ihm sprachen Enttäuschung, Wut und Sorge. Ich erkannte in den Palastwachen jene, die oft an den Eingängen Dienst taten, und schloss daraus, dass Cannan sie von ihrem Posten abgezogen haben musste, damit Destari mich unbemerkt hinausschmuggeln konnte. Ein Blick auf die fünf Männer genügte, um zu erraten, worüber sie gesprochen und was sie sich zusammengereimt hatten.

Steldor trat, gefolgt von Galen, sogleich auf seinen Vater zu. Die Besorgnis in seiner Miene war nun verschwunden.

»Was zum Teufel geht hier vor?«, fragte er.

Die Elitegardisten, die bereits auf dem Weg zu ihren Quartieren waren, verlangsamten ihre Schritte.

»Hier ist nicht der richtige Ort dafür«, erwiderte Cannan kurzangebunden. »In meinem Dienstzimmer.«

Steldor funkelte ihn an und machte keinerlei Anstalten, ihm zu folgen, bis Galen ihm seine Hand auf den Oberarm legte und ihn so in die richtige Richtung schob. Bevor Cannan ihnen folgte, gab er Halias noch einen Befehl.

»Bringt Alera in ihre Gemächer.«

Steldor blieb stehen, drehte sich zu seinem Vater und hob sogleich dessen Anordnung auf.

»Nein, bring sie auch ins Dienstzimmer.«

Cannan begegnete dem wütend funkelnden Blick seines Sohnes mit unerschütterlicher, strenger Miene, aber Steldor blieb hart.

»Sie hat offenbar auch mit dieser undurchsichtigen Angelegenheit zu schaffen, wenn wir uns also darüber unterhalten, kommt jeder mit.«

Nach einem Moment der Anspannung nickte Cannan Halias zu und winkte Steldor und Galen weiterzugehen. Mit gewisser Bestürzung bemerkte ich, dass er auch Casimir und den beiden Elitegardisten, die sich schon hatten zurückziehen wollen, bedeutete mitzukommen.

Als wir uns alle in seinem Dienstzimmer befanden, begab der Hauptmann sich hinter seinen Schreibtisch, blieb dort jedoch stehen. Steldor baute sich ihm gegenüber auf, während wir anderen uns im Hintergrund hielten und wohl unbewusst auf Abstand zu Vater und Sohn gingen.

»Nun?«, fragte Steldor angriffslustig.

»Wir hatten eine Gelegenheit, Narian aufzulauern. Aber wie man sieht, ist es nicht so verlaufen wie erhofft.«

»Weil Ihr Narian nicht gefasst habt? Oder weil ich dahintergekommen bin?«

Der Hauptmann atmete resigniert aus. »Du wirst es weder verstehen noch akzeptieren, aber es war wichtig, dass du –«

»O, ich verstehe ganz gut. Es war offensichtlich Voraussetzung, vor dem König zu verheimlichen, dass Ihr die Königin als Köder benutzt habt.



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