Wo Licht und Schatten ist by James P. D

Wo Licht und Schatten ist by James P. D

Autor:James, P. D. [James, P. D.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


10

Maycroft hatte Dalgliesh und seinen Leuten für die Dauer ihres Inselaufenthaltes Fahrräder angeboten. Es gab vier, die den Besuchern zur Verfügung standen, doch Kate beschloss, dass sie und Benton-Smith, egal wie die Zeit drängte, zu Fuß zum Atlantic Cottage gehen würden. Die Vorstellung, wie sie beide die Straße entlangstrampelten, um eine Mordverdächtige zu befragen, fand sie einfach lächerlich. Dalgliesh, das wusste sie, würde sich keine Gedanken um einen möglichen Gesichtsverlust machen und wäre wahrscheinlich sogar amüsiert über das unorthodoxe Transportmittel. Kate bedauerte zwar, dass sie nicht diese Selbstsicherheit besaß wie er, zog aber trotzdem einen Fußmarsch vor. Schließlich war es nur etwa eine halbe Meile. Und die Bewegung würde ihnen gut tun.

Die ersten hundert Meter führten sie dicht an den Rand der Klippen, und von Zeit zu Zeit blieben sie stehen und blickten nach unten auf die Schichten rissigen Granits, die zerklüfteten Felsvorsprünge und die tosende Brandung. Dann schwenkte der Pfad nach rechts ab, und sie gingen einen grasbewachsenen Weg entlang, der auf der rechten Seite von Brombeer- und Weißdornhecken geschützt war, hinter denen das Gelände anstieg. Sie sprachen kein Wort. Kate wusste, wenn sie in Begleitung von Piets Tarrant gewesen wäre, hätten sie den Fall erörtert — ihren ersten Eindruck von den Beteiligten, der seltsame Knoten in der Schlinge — , jetzt jedoch wollte sie lieber nicht laut spekulieren, bis Dalgliesh sein übliches Treffen abhielt, vermutlich spät am heutigen Abend. Und morgen Mittag würde Dalgliesh den Bericht von Dr. Glenister erhalten, und mit ein bisschen Glück hätten sie dann endlich Gewissheit, ob sie in einem Mordfall ermittelten. Ihr war klar, dass Dalgliesh längst nicht mehr daran zweifelte — genauso wenig wie sie. Sie vermutete, dass Benton das auch so sah, aber irgendetwas, und das war nicht nur ihr höherer Rang, hinderte sie daran, ihn nach seiner Meinung zu fragen. Sie verstand, dass sie eng zusammenarbeiten mussten. Da sie nur zu dritt auf der Insel waren und vorerst wohl ohne das für eine Mordermittlung übliche Personal auskommen mussten — Fotografen, Fingerabdruckexperten, Erkennungsdienstler — , wäre es albern, übertrieben genau auf Hierarchie oder Aufgabentrennung zu bestehen. Ihr Problem war, dass ihre Beziehung zwar rein beruflich war, zugleich jedoch harmonisch sein musste. Die Schwierigkeit war, dass es keine Beziehung gab. Er hatte bisher nur ein einziges Mal mit ihr im Team gearbeitet. Dabei war er tüchtig gewesen, hatte keine Scheu gehabt, seine Meinung zu äußern, und sich als kluger Kopf erwiesen. Nur hatte sie ihn einfach nicht richtig kennen oder verstehen gelernt. Er schien wie von einem selbst errichteten Zaun umgeben, an dem überall Schilder mit der Aufschrift »KEIN ZUTRITT« hingen.

Und jetzt kam Atlantic Cottage in Sicht. Aus der Luft hatte sie bemerkt, dass es das größte der Steincottages war und dem Klippenrand am nächsten lag. Jetzt fiel ihr auf, dass es eigentlich zwei Gebäude waren. Das größere lag rechter Hand, hatte eine geflieste Veranda, zwei Erkerfenster auf beiden Seiten und zwei gleich unter dem Steindach. Das kleinere Gebäude hatte vier kleine Fenster, eine glatte Fassade und ein niedriges Dach. Vor beiden erstreckte sich ein knapp ein Meter breites Blumenbeet, das von einer Steinmauer gesäumt wurde.



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