Wind der Zeiten by Jeanine Krock

Wind der Zeiten by Jeanine Krock

Autor:Jeanine Krock
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-06-23T22:00:00+00:00


»Madainn mhath, Guten Morgen.«

Was gibt es Schöneres, als nach einer herrlichen Sommernacht unter freiem Himmel von seinem Geliebten sanft geweckt zu werden? Alans Hände schlichen sich unter mein Plaid, und ich genoss die Wärme seines Körpers in der frischen Morgenluft. Viel zu schnell beendete Duncans verschlafene Stimme unsere Zweisamkeit: »Die Leute wachen auf«, mahnte er, und widerstrebend erhob sich Alan.

Ich machte mir keine Illusionen darüber, was die MacCoinnaichs von uns dachten. Ihren Blicken nach zu urteilen, glaubte längst niemand mehr, dass die Fürsorge ihres Chiefs nur der Cousine Joanna und nicht mir als Frau galt. Man musste ihnen allerdings auch nicht auf die Nase binden, wie weit unser Flirt inzwischen gediehen war. Trotz aller Vorbehalte gegen seine Abstammung schienen die meisten ihm ein Abenteuer so kurz vor seiner unfreiwilligen Vermählung zu gönnen. Was sie über mich dachten oder wie meine Situation nach der Hochzeit aussehen würde, daran mochte ich an diesem schönen Morgen lieber keine Gedanken verschwenden.

In was bin ich da nur hineingeraten?, fragte ich mich nicht zum ersten Mal, als ich wenig später hinter einen Felsbrocken humpelte, um möglichst unbeobachtet den ersten Teil meiner Morgentoilette zu erledigen. Mit gerafften Röcken musste ich, um nicht gesehen zu werden, so tief in die Hocke gehen, dass mich Büschel von Heidekraut in den Hintern piekten. Immerhin gab es ausreichend Moos, so weich und gut ineinander verwoben, dass ich große Stücke zwischen den Pflanzen aus dem Boden kratzen konnte. Gerade wollte ich mich wieder aufrichten, da hörte ich Stimmen: »Hast du gesehen, wo der Chief heute Nacht geschlafen hat?«, fragte eine Frau, und ich spitzte die Ohren. »Er scheint kein großes Interesse mehr an dir zu haben.«

»Was weißt denn du schon?«, kam die schnippische Antwort.

»Warum interessiert er sich für diese fremden Frauen, wenn es doch in Gleann Griannach genügend hübsche Mädchen gibt, die ihn mit Kusshand nehmen würden?«

»Meinetwegen kann er sie vögeln, ist mir egal! Die Irin wird nicht ewig bleiben, und die Campbell, das sage ich dir, die wird nach ihrem ersten Kind krepieren, so wie es seine Mutter auch getan hat. Diese Fremden sind eben nicht so widerstandsfähig wie wir MacCoinnaich-Frauen. Und falls nicht …«

Den Rest konnte ich nicht mehr verstehen. Ich hörte die Frauen in der Ferne lachen, dann waren sie fort. So schnell ich konnte, kehrte ich zum Bach zurück, um Hände und Gesicht zu waschen und den Mund auszuspülen. Mehr war vor all den Leuten, die mir immer wieder heimlich Blicke zuwarfen, wenn sie sich unbeobachtet fühlten, nicht drin. Bisher hatte ich sie nur für neugierig gehalten, aber nach dem belauschten Gespräch glaubte ich in einigen Gesichtern der jüngeren Frauen deutliche Ablehnung zu lesen. Aber das war ja absurd. Selbst wenn sich Alan mit diesen Mädchen vergnügt hatte, und ich war überzeugt, dass seine Talente als Liebhaber von reichlich Übung herrührten, so wussten doch alle, dass er eines Tages die Nichte des mächtigen Herzogs von Argyle heiraten würde. Ich wollte dem belauschten Gespräch nicht zu große Bedeutung beimessen, aber bei Gelegenheit vielleicht mit Mòrag darüber reden.

Jetzt signalisierte mir mein Magen, dass es wichtigere Dinge gab.



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