Wiedersehen in Stormy Meadows: Roman (German Edition) by Harvey Sarah

Wiedersehen in Stormy Meadows: Roman (German Edition) by Harvey Sarah

Autor:Harvey, Sarah [Harvey, Sarah]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492954853
Herausgeber: Piper (com)
veröffentlicht: 2012-07-15T22:00:00+00:00


7

In der folgenden Nacht wütet ein Unwetter wie ein alttestamentarischer Gott, der sich über sein Volk erzürnt hat. Der Sturm rüttelt an den Fenstern, und der Regen peitscht erbarmungslos ums Haus.

Ich stehe erst spät auf. Nicht, weil ich nicht ausreichend geschlafen hätte – immerhin schlafe ich inzwischen wenigstens wieder vier Stunden am Stück und kann so tagsüber funktionieren –, nein, ich bleibe noch liegen, weil ich finde, dass mein Bett das Attraktivste ist, was mir der Tag zu bieten hat. Unter meiner Decke ist es so schön warm und kuschelig. Mein Problem ist bloß, dass ich schon immer ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich morgens zu lange im Bett liegen blieb. Außerdem erinnert es mich an jene leere, triste Zeit gleich nach Robs Unfall, als ich mich tagelang wie eine Untote in meinem Zimmer verkrochen habe.

Schließlich raffe ich mich doch auf und lege mich erst mal eine halbe Stunde in die Badewanne, in der vergeblichen Hoffnung, das nach Lavendel duftende, heiße Schaumbad könne meine Melancholie wegspülen. Als ich schließlich nach unten gehe, stelle ich fest, dass ich allein zu Hause bin.

Ich seufze. Dann hole ich den Brief an Rob aus meinem Zimmer, nehme Lauras Regenmantel vom Haken und schlüpfe in ein Paar Stiefel. Dann marschiere ich trotz des Unwetters geradewegs auf den mir inzwischen so vertrauten Weg durch die Wiesen zu. Zum Glück kenne ich mich gut aus – die Sicht beträgt gerade mal zehn Meter.

Ich ziehe den zu langen Mantelärmel hoch, kneife die Augen gegen den Regen zusammen und sehe auf die Uhr. Noch nicht mal drei. Aber es ist schon so düster, als würde die Nacht hereinbrechen. Der Himmel und das Meer sind von dunklem Petrol, nur hier und da blitzt der weiße Schaum der Brecher auf, die gegen die Granitfelsen krachen und wie Glas in Abermillionen Splitter zerspringen.

Ich friere erbärmlich und schiebe die nackten Hände in die Manteltaschen, aber das gewachste Material wärmt sie nicht auf. Ich kann immer weniger sehen und marschiere wie auf Autopilot weiter. Von rechts höre ich das Meer tosen, also muss die Richtung ungefähr stimmen. Bei jedem Schritt versinken meine Füße im aufgeweichten Boden. Nach über einer Stunde immer noch keine Spur vom Huer-Häuschen. Normalerweise brauche ich für diese Strecke maximal vierzig Minuten. Bei jedem Schritt kämpfe ich gegen den Wind an. Nur mein an Wahnsinn grenzendes Bedürfnis, mit Rob zu kommunizieren, treibt mich weiter.

Das Regenwasser auf meinem Gesicht vermischt sich mit Salzwasser, als ich von den Wiesen an die Steilküste gelange. Ich bin inzwischen so erschöpft, dass ich an Ort und Stelle zusammenbrechen könnte. In der Ferne rumpelt Donner. Er klingt wie das Magenknurren der Hölle, die sich an einer weiteren verlorenen Seele laben möchte. Doch da höre ich ein vertrautes Bellen, und gleich darauf taucht Mac neben mir auf.

Ich hocke mich hin, um ihn zu begrüßen, und staune selbst, wie sehr ich mich freue, sein freundliches Hundegesicht zu sehen. Er drückt mir die Schnauze in den Bauch und wedelt wie wild mit dem Schwanz. Dann stützt er sich mit den Vorderpfoten auf meine Oberschenkel und leckt mir das Wasser vom Gesicht.



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