Werke by E.T.A. Hoffmann

Werke by E.T.A. Hoffmann

Autor:E.T.A. Hoffmann [Hoffmann, E.T.A.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-10T16:00:00+00:00


Was sich mit den neuen Spielsachen im Walde zutrug

Tages darauf fingen die Kinder es wieder da an, wo sie es abends vorher gelassen hatten: das heißt, sie holten die Schachteln herbei, kramten ihre Spielsachen aus und ergötzten sich daran auf mancherlei Weise. Ebenso wie gestern schien die Sonne hell und freundlich in die Fenster hinein, wisperten und lispelten die vom sausenden Morgenwind begrüßten Birken, jubilierten Zeisig, Fink und Nachtigall in den schönsten lustigsten Liedlein. Da wurd’ es dem Felix bei seinem Jäger, seinem kleinen Männchen, seiner Flinte und Patrontasche ganz enge und wehmütig ums Herz. »Ach,« rief er auf einmal, »ach, draußen ist’s doch schöner, komm Christlieb! laß uns in den Wald laufen.« Christlieb hatte eben die große Puppe ausgezogen und war im Begriff, sie wieder anzukleiden, welches ihr viel Vergnügen machte, deshalb wollte sie nicht heraus, sondern bat: »Lieber Felix, wollen wir denn nicht noch hier ein bißchen spielen?« »Weißt du was, Christlieb,« sprach Felix, »wir nehmen das Beste von unsern Spielsachen mit hinaus. Ich schnalle meinen Hirschfänger um und hänge das Gewehr über die Schulter, da seh’ ich aus wie ein Jäger. Der kleine Jäger und Harfenmännlein können mich begleiten, du, Christlieb, kannst deine große Puppe und das Beste von deinen Gerätschaften mitnehmen. Komm nur, komm!« Christlieb zog hurtig die Puppe vollends an, und nun liefen beide Kinder mit ihren Spielsachen hinaus in den Wald, wo sie sich auf einem schönen grünen Plätzchen lagerten. Sie hatten eine Weile gespielt, und Felix ließ eben das Harfenmännlein sein Stückchen orgeln, als Christlieb anfing: »Weißt du wohl, lieber Felix, daß dein Harfenmann gar nicht hübsch spielt? Hör’ nur, wie das hier im Walde häßlich klingt, das ewige Ting-Ting-Ping-Ping, die Vögel gucken so neugierig aus den Büschen, ich glaube, sie halten sich ordentlich auf über den albernen Musikanten, der hier zu ihrem Gesange spielen will.« Felix drehte stärker und stärker an der Schraube und rief endlich: »Du hast recht, Christlieb! es klingt abscheulich, was der kleine Kerl spielt, was können mir seine Dienerchen helfen – ich schäme mich ordentlich vor dem Finken dort drüben, der mich mit solch schlauen Augen anblinzelt. – Aber der Kerl soll besser spielen – soll besser spielen!« – Und damit drehte Felix so stark an der Schraube, daß Krack-krack – der ganze Kasten in tausend Stücke zerbrach, auf dem das Harfenmännlein stand, und seine Arme zerbröckelt herabfielen. »Oh – Oh!« rief Felix; »Ach, das Harfenmännlein!« rief Christlieb. Felix beschaute einen Augenblick das zerbrochene Spielwerk, sprach dann: »Es war ein dummer alberner Kerl, der schlechtes Zeug aufspielte und Gesichter und Diener machte wie Vetter Pumphose« und warf den Harfenmann weit fort in das tiefste Gebüsch. »Da lob’ ich mir meinen Jägersmann,« sprach er weiter, »der schießt ein Mal über das andere ins Ziel.« Nun ließ Felix den kleinen Jäger tüchtig exerzieren. Als das eine Weile gedauert, fing Felix an: »Dumm ist’s doch, daß der kleine Kerl immer nur nach dem Ziele schießt, welches, wie Papa sagt, gar keine Sache für einen Jägersmann ist. Der muß im Walde schießen nach Hirschen – Rehen – Hasen und sie treffen im vollen Lauf.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.