Wenn Liebe fremdgeht: Vom richtigen Umgang mit Affären by Clement Ulrich

Autor:Clement, Ulrich [Clement, Ulrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erotik, Sex-Ratgeber, Alles über Sex, gekauft
ISBN: 9783843708074
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2014-02-02T00:00:00+00:00

Und weiter?

Affären kommen irgendwann an den Punkt, an dem sich die Frage stellt, ob alles so bleiben soll, ob es besser ist, Schluss zu machen, oder wie es anders weitergehen soll? Hat die Affäre eine Entwicklungschance, indem es einen qualitativen Sprung gibt zu etwas anderem, etwas Neuem? Oder soll alles so bleiben, wie es ist? Gut ausgelotet auf einem Plateau, mit dem sich leben lässt, dem kein weiterer Höhepunkt mehr folgt. Der Status quo als Dauerzustand. Es gibt solche Konstellationen. Jahre-, jahrzehntelange Dreiecksbeziehungen, die haltbar sind, weil alle Beteiligten etwas davon haben. Dem muss keine Entscheidung vorausgegangen sein. Es hat sich einfach so entwickelt. Wie bei Ernesto, Kristina und Sandor.

Ernesto und Kristina sind ein kinderloses Ehepaar, die beide in anspruchsvollen Berufen in unterschiedlichen Städten arbeiten. In aller Regel sehen sie sich nur am Wochenende, das sie dann meist in ihrem sehr sozial aktiven Freundeskreis gestalten. Kristina hat seit sieben Jahren eine Beziehung mit Sandor, einem geschiedenen Kollegen aus einer benachbarten Abteilung. Ihr Liebesleben hat eine klare zeitliche Ordnung: Am Wochenende ist sie nur mit ihrem Ehemann Ernesto zusammen, während der Woche trifft sie an einem, gelegentlich auch an zwei Tagen Sandor.

Ernesto weiß von dieser Beziehung und duldet sie, will aber nichts Näheres darüber erfahren. Er kennt Sandor, der nicht zum Freundeskreis des Paares gehört, nur flüchtig. Auch Ernesto pflegt an seinem Arbeitsort ein außereheliches Liebesleben. In den sieben Jahren, in denen Kristina mit Sandor zusammen ist, hatte er zwei kürzere Beziehungen, die ihn emotional aber weniger berührten.

Aus der anfänglich mehr verspielt-verliebten Anziehung zwischen Kristina und Sandor hat sich mit der Zeit eine Beziehung entwickelt, die sich nicht mehr nur als Affäre bezeichnen lässt. Sie sind freundschaftlich verbunden, haben regelmäßig Sex miteinander, besprechen berufliche und politische Fragen intensiv und haben auch Freunde, die von der Beziehung wissen und mit denen sie hin und wieder gemeinsam zu kulturellen Veranstaltungen gehen. Was unterscheidet diese Beziehung von einer »offiziellen« Beziehung? Im inneren, emotionalen Verhältnis zwischen Sandor und Kristina – nichts. Im Vergleich zur Ehe mit Ernesto? Kristina hat eine lange Geschichte mit ihm, sie kennt ihn seit dreißig Jahren, fühlt sich ihm sehr verbunden. Sie hat nie an eine Trennung gedacht. Und sie empfindet auch keine Notwendigkeit, sich für einen der beiden Männer und gegen den anderen zu entscheiden.

Auch für Sandor ist die Dreieckskonstellation ideal. Er selbst grenzt sich lieber ab, braucht viel Zeit für sich allein, die Wochenenden – wenn Kristina mit Ernesto zusammen ist – verbringt er mit seinen Kindern. Und so hat die Beziehung mit Kristina gerade die richtige Dosierung für ihn.

So geht das jahrelang. Nicht ganz ohne Belastung. Obwohl – oder weil – Kristina von sich sagt, sie liebe beide Männer, ist doch die Gesamtsituation für sie auch kräfteraubend. Und bei Sandor kommt immer wieder das Gefühl auf, dass ihm das Ganze zu wenig ist. Er verdrängt dies mit dem Gedanken, dass ihm Kristinas Vitalität, wenn er sie ganz hätte, auch zu viel sein könnte. Aber für beide ist die Beziehung lebbar. Was daran anstrengend ist, nehmen sie eben in Kauf.

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