Wenn Du nicht mehr brennst, starte neu! by Rainer Zitelmann

Wenn Du nicht mehr brennst, starte neu! by Rainer Zitelmann

Autor:Rainer Zitelmann
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: FinanzBuch Verlag
veröffentlicht: 2017-04-09T16:00:00+00:00


Kapitel 9:

Die erste tägliche Immobilienseite in Europa

In Tageszeitungen wie der FAZ, der »Süddeutschen Zeitung« und auch bei der »Welt« war der Immobilienteil stets ein Anhängsel an den Anzeigenteil am Wochenende, der nicht viel Beachtung fand. Ich war davon überzeugt, dass die Immobilie als Thema mindestens ebenso spannend ist wie die Aktie, über die Zeitungen im Wirtschafts- und Finanzteil täglich ausführlich berichten. Ich wusste, dass auch meinem neuen Chef Mathias Döpfner die Immobilien­themen wichtig waren, und er hatte ohnehin schon eine Menge bei der »Welt« verändert. Wir sprachen darüber, ob man nicht jeden Tag im Wirtschaftsteil der Zeitung eine ganze Seite bringen könnte, die sich ausschließlich mit Immobilienthemen befasste. »Schließlich«, so mein Argument, »gibt es viel mehr Menschen, die Immobilien besitzen, als solche, die Aktien besitzen, und die Immobilienbranche ist eine der wichtigsten Branchen in unserer Volkswirtschaft, die nur viel zu wenig wahrgenommen wird.«

Döpfner war nicht ganz sicher, ob es für eine tägliche Seite genügend Nachrichten gab. Diese Skepsis war durchaus begründet, denn die Nachrichtenagenturen berichteten kaum über den Immobilienmarkt und dessen Akteure. Ich hatte jedoch keinerlei Zweifel, dass ich täglich eine Seite füllen könnte. »Wenn Sie wollen, auch drei«, sagte ich im Überschwang der Begeisterung, und fügte hinzu: »Sie müssen mir nur genug Leute geben.« Er schmunzelte: »Nun ja, drei nicht, aber zeigen Sie erst mal für eine Woche, dass Sie eine Dummy-Seite vernünftig füllen können.«

Ab dem 1. Oktober 1999 war ich offiziell »Ressortleiter Immobi­lien« bei der »Welt«, mein Arbeitsvertrag wurde entsprechend geändert. Der Titel des Ressortleiters war mir wichtig, denn das war ich ja seit Beginn meiner Tätigkeit in der »Welt« gewesen, und auf diese Weise blieb ich Döpfner direkt unterstellt, und nicht etwa dem Ressortleiter der Wirtschaftsredaktion. Ich fragte Döpfner, ob ich den bisherigen stellvertretenden Ressortleiter der Wirtschaft, Robert Ummen, für mein neu geschaffenes Ressort abwerben dürfe. Damit war er einverstanden, und fortan waren wir zusammen mit Manfred Waldmann, der bisher für die Immobilienseite am Samstag zuständig gewesen war, immerhin ein Dreierteam. Damit war das erste eigenständige Immobilienressort bei einer Tageszeitung in Europa geschaffen, und die erste tägliche Immobilienseite konnte starten.

Wir mussten unsere Themen selbst recherchieren und schreiben, da es damals kaum freie Journalisten mit Immobilienkenntnissen gab. Zu den wenigen Ausnahmen gehörte Stefan Loipfinger, ein sehr kritischer Journalist, der sich schwerpunktmäßig mit geschlossenen und offenen Immobilienfonds befasste. Für die Vertreter der offenen Fondsbranche und für den unseriösen Teil der geschlossenen Fondsbranche war er ein rotes Tuch. Ich schätzte ihn wegen seiner großen Fachkenntnisse, die kein anderer Journalist hatte. Im Oktober 1999 begann ich eine zehnteilige Serie mit Loipfinger über die »10 Regeln zum Fondscheck«. Später veröffentlichte er regelmäßig Fondskritiken, die ich in voller Länge bei »welt-­online« brachte und in der Zusammenfassung in der Printausgabe.

Ich war von Anfang an sehr internetaffin: Döpfner hatte mich schon vor dem Start von »welt-online« damit beauftragt, den Lesern diese neue, erweiterte Möglichkeit nahezubringen, und ich nutzte sie intensiver als die anderen Ressorts. So brachte ich zum Beispiel im Oktober 1999 einen Artikel unter der Überschrift »Wohnungsunternehmen fordern Stopp der OFD-Anweisung. Streit um Steuer­vorteile für Altbaumodernisierungen.



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