Weltraumpartisanen 09: Salomon 76 by Brandis Mark

Weltraumpartisanen 09: Salomon 76 by Brandis Mark

Autor:Brandis, Mark [Brandis, Mark]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


10.

Es war noch nicht wieder hell, als jener Anruf kam, der mir zu verstehen gab, daß der Wahnsinn auch vor mir nicht haltmachen würde.

Was bewog mich, ausgerechnet diesen Anruf entgegenzunehmen, nachdem ich zuvor alle anderen unbeachtet gelassen hatte? Ich muß wohl, jeglicher Vernunft zum Trotz, gehofft haben, etwas über Ruth zu erfahren: wie es ihr ging, wo sie sich befand, wie sie es trug? Auf jeden Fall schaltete ich mich ein.

Auf dem Monitor erschien kein Bild. Anfangs hielt ich es für eine technische Störung, doch als ich vernahm, worum es ging, begriff ich, daß der Anrufer anonym bleiben wollte.

Die Stimme kam mir bekannt vor. Irgendwann, vor etlichen Jahren, hatte ich sie bereits einmal gehört - und dies wahrscheinlich unter glücklichen Umständen, denn ihr Klang weckte in mir keine bösen Erinnerungen.

»Commander Brandts, bitte stellen Sie keine Fragen, sondern glauben Sie mir einfach, daß ich die Wahrheit spreche. Sie sind in Gefahr.«

Eben dies, was der Anrufer verlangte, fiel mir schwer: zu glauben, ohne der Mitteilung auf den Grund zu gehen.

Vielleicht, so mag man mir vorhalten, hätte ich zu diesem Zeitpunkt bereits so etwas wie eine Antenne für die Zeichen der Zeit entwickelt haben müssen. Aber wer so argumentiert, gibt lediglich zu, daß er sich nie in einer zwiespältigen Situation befunden hat. Der normale Mensch mißt letztlich die Welt, in der er lebt, an sich selbst. Der Wahnsinn, der gelegentlich hier und da in der Tat eines anderen Menschen an den Tag tritt, erscheint ihm als eine verhängnisvolle Ausnahme von der Regel, und er verläßt sich darauf, daß Ärzte, Polizisten und Wissenschaftler bereitstehen, um ohne langes Zögern die erkannten Krankheitsherde am Leib der Gesellschaft zu isolieren und zu bekämpfen. Der normale Mensch wiegt sich in Sicherheit; er wähnt sich beschützt und behütet.

Wie aber, wenn der Wahnsinn nicht länger die Ausnahme ist, sondern unversehens zum herrschenden Prinzip gerät? Der normale Mensch, geprägt von seiner Erfahrung, neigt dazu, eine solche Entwicklung erst dann zu erkennen, wenn es für wirksame Gegenmaßnahmen zu spät ist.

Dafür, daß es so ist, gibt es Beispiele genug in der Geschichte. Besonders das 20. Jahrhundert ist reich an solchen Phänomenen - denn: was ist Diktatur letztlich anderes als zum System gewordener Wahnsinn? Zum System geworden, weil der normale Mensch nicht über die Phantasie verfügte, die dazu gehört hätte, das krebsartige Wachstum solcher Entwicklungen vorauszusehen.

Mit meinem Instinkt mochte ich begriffen haben, daß mit SALOMON 76 etwas nicht stimmte - doch noch weigerte sich mein Verstand, diesen fürchterlichen Gedanken konsequent zu Ende zu denken. Dagegen rebellierte mein gutes Gewissen. Ich hatte mir nie etwas zuschulden kommen lassen, mich nie gegen das Gesetz gestellt.

Warum also sollte ich in Gefahr sein?

»Mir scheint«, gab ich darum zur Antwort, »wenn Sie wollen, daß ich Ihnen Glauben schenken soll, dann müssen Sie sich schon klarer ausdrücken. Wer sind Sie, weshalb warnen Sie mich - und welcher Art ist die Gefahr, die mir droht?«

Der anonyme Anrufer ließ sich nicht beeindrucken.

»Wer ich bin, Sir, ist unwichtig. Es mag Ihnen als Antwort genügen, daß ich mich in einer Position befinde, die mir einigen Überblick verschafft.



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