Weihnacht! by Karl May
Autor:Karl May [May, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Unbekannt
Herausgeber: Unbekannt
veröffentlicht: 2012-01-08T16:26:45+00:00
»Sti-i-poka«
Lieber Leser, hast du schon einmal einen Kolbenhieb auf den Kopf bekommen, aber einen so recht aus dem tiefsten Herzensgrunde? Nicht? Wohl dir! Oder doch? Dann wehe dir! Mir wenigstens war es gar nicht wohl, als ich hier am lieben Fleischwasser im Grase lag und meinen Kopf viel deutlicher fühlte, als es eigentlich nötig war. Ich habe schon früher irgendwo einmal das Gefühl beschrieben oder vielmehr zu beschreiben versucht, welches so ein Krafthieb hinterläßt; ich bitte also, auch zu schlagen, aber gefälligst nicht mit dem Kolben, sondern diese Stelle nachzuschlagen! Da lobe ich mir meinen Jagdhieb mit der Hand! Er erreicht ganz denselben Zweck ohne das belästigende Gefühl hinterher, als sei der Kopf ein gewaltiger, mit hunderttausend gefühlvollen Nerven angefüllter Kessel, an welchem fünfzig Kupferschmiede die Nieten verhämmern.
Daß ich in diesem Zustande alles um mich her mit leidlicher Deutlichkeit zu erkennen vermochte, wäre fast ein Wunder zu nennen, wenn ich nicht so dicke Schädelknochen und ein so ungewöhnlich starkes Haar besäße. Aber geordnet zu denken, das wurde mir schwer, und um die Ohren summte es so arg, daß ich zwar den Siegesruf der Apatschen und das Wutgeheul der Roten hören, jedoch hierauf noch längere Zeit, als wieder verhältnismäßige Ruhe eingetreten war, den Sinn dessen, was gesprochen wurde, nicht erfassen konnte. Ich hielt es für das Beste, die Augen wieder zu schließen und so zu thun, als ob ich noch in Ohnmacht liege. Nach und nach brachte ich die einzelnen Worte auseinander, und dann dauerte es auch nicht lange, bis ich mit einiger Anstrengung die Bedeutung der einzelnen Sätze begriff. Sie war keineswegs beruhigend für uns!
Die Blutindianer waren doch mit Corner und seiner Sippe zusammengetroffen und hatten sie ohne Kampf gefangengenommen. Teils um sich an uns zu rächen, teils auch um die Indianer durch diese für sie wichtige Mitteilung vielleicht milder zu stimmen, hatten die Weißen ihnen gesagt, daß sie uns fangen könnten, wenn sie sich beeilten, unserer Spur zu folgen. Die Roten waren selbstverständlich mit Entzücken darauf eingegangen.
Wir kannten Peteh, den gegen Weiße stets unerbittlichen Häuptling der Blutindianer, als einen höchst schlauen Patron, gegen dessen List schon mancher sonst pfiffige Westmann nicht hatte aufkommen können. Er bewährte seine Verschlagenheit auch in dem vorliegenden Falle. Indem ich mit zugemachten Augen dalag, hörte ich ihn mit den Roten, welche mir gegenüber neben ihm saßen, in triumphierendem Tone den ganzen Vorgang noch einmal durchsprechen. Das eine Augenlid ein wenig hebend, betrachtete ich ihn.
Er machte gleich beim ersten Blick, den man auf ihn warf, den Eindruck großer physischer Stärke. Er trug ein vollständiges Ledergewand, doch verrieten die eng anliegenden Teile desselben eine Muskulatur, welche einem professionellen Preisringer Ehre gemacht hätte. Ob er aber die entsprechende Gewandtheit besaß, das glaubte ich bezweifeln zu müssen. Der Ausdruck seines Gesichtes war mit den beiden Worten grausam-listig vollständig gekennzeichnet. Von seinen Waffen fiel mir der Tomahawk besonders auf. Er war von ausgezeichneter indianischer Arbeit und steckte, damit man ihn ja sehen möge, neben dem mit Skalpen reich geschmückten Futterale, statt daß er in demselben stak. Die Fransen seines Anzuges bestanden aus vierfach neben einander liegenden, in Zöpfe geflochtenen Menschenhaaren.
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