Verschmaehte Liebe by Jutta Ahrens

Verschmaehte Liebe by Jutta Ahrens

Autor:Jutta Ahrens [Ahrens, Jutta]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9781310945762
veröffentlicht: 2014-02-05T23:00:00+00:00


21

Zwei Tage waren seit jenem Besuch im Grauen Schwan vergangen, und Gaidaron saß immer noch unverrichteter Dinge im Gästehaus. Niemand nötigte ihn zu gehen, niemand zu bleiben. Es war, als sei er nicht vorhanden. Nur die Diener wussten, was sich gehörte, und versorgten ihn mit allem, was er benötigte.

Er vertrieb sich die Langeweile und den Ärger mit Spaziergängen durch die Stadt, aber er hatte die Sänftenträger nicht wiedergesehen. Er war sogar noch einmal zur Hinrichtungsstätte hinausgegangen, um sich zu vergewissern, dass sie dort nicht hingen, denn er fürchtete, dieser Yaguashar habe Wind davon bekommen, dass Shahain geredet hatte. Aber wenn es ihm um die Acht auch leidtäte, so hatte er doch Wichtigeres zu bedenken, nämlich sein eigenes Fortkommen.

Er sah ein, dass seine Bemühungen, weiter oben empfangen zu werden, alle gescheitert waren. Der Oberpriester des Mondtempels wurde ignoriert. Das war noch demütigender, als hätte man ihn des Landes verwiesen.

Ich sollte abreisen, dachte er. Ihn hielt nur noch die Schande seiner Niederlage zurück, die er Rastafan würde beichten müssen. Am dritten Tag meldete ihm der Diener einen Besuch, und als Gaidaron ihn fragte, um wen es sich handele, zuckte der Diener die Achseln. »Ich weiß es nicht. Er hat keinen Namen genannt und will wohl unerkannt bleiben, denn Kopf und Gesicht sind vollständig verhüllt. Aufrichtig Herr, mit seinem schwarzen Gewand wirkt er ein wenig unheimlich auf mich, so als stünde der Tod vor der Tür.«

»Albernheiten!«, fuhr Gaidaron ihn an. »Der Mann soll hereinkommen.«

Vorsichtshalber steckte er seinen Dolch zu sich und nahm breitbeinig im Sessel Platz. Er war neugierig. Wer, der sein Gesicht verbergen musste, mochte ihn aufsuchen? Doch nur jemand, der mit den herrschenden Zuständen nicht zufrieden war. Das konnte der Durchbruch sein.

Der Mann, der hereinkam, war groß und schlank. Er wartete, bis der Diener die Tür hinter ihm geschlossen hatte, dann kam er, ohne ein Wort zu äußern, einige Schritte näher. Gaidaron fand die vermummte Gestalt in Schwarz tatsächlich etwas bedrückend, aber Furcht kannte er nicht. Er merkte, dass der Besucher ihn durch den schmalen Augenschlitz beobachtete, und ließ seinen Blick ebenfalls unverwandt auf ihm ruhen. So wie er mich anstarrt, ohne etwas zu sagen, ist der Mann nicht unheimlich, sondern unverschämt, dachte Gaidaron.

Der Besucher zog sich das Tuch vom Gesicht und streifte die Kapuze ab. Gaidaron hatte den Mann noch nie gesehen, und doch wusste er, wer da vor ihm stand. Er blickte in ein hageres, bronzefarbenes Gesicht mit einer ausgeprägten Nase, einem sinnlichen Mund und einem willensstarken Kinn. Rechts und links von seinen Mundwinkeln verliefen eingekerbte Linien, die seiner Mundpartie ein zynisches Aussehen verliehen. Sein dunkles Haar war in einem Nackenknoten gebunden. Bemerkenswert waren seine Augen, in denen ein ständiges Feuer zu lodern schien. Sein Blick war eindringlich und bezwingend. Von ihm ging eine Aura unerschütterlichen Machtwillens aus, die durch eine breite, kunstvoll aus Golddraht geflochtene und mit Edelsteinen besetzte Halskette noch betont wurde.

Als ihre Blicke sich trafen, war es, als wenn Eisen auf Eisen klirrte. Denn Gaidaron war entschlossen, es mit ihm aufzunehmen, mit dem Tadramanen Yaguashar. Der



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