Verführung der Finsternis by Alix Rickloff

Verführung der Finsternis by Alix Rickloff

Autor:Alix Rickloff
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783838719030
Herausgeber: Bastei Luebbe
veröffentlicht: 2013-01-11T23:00:00+00:00


Kapitel Fünfzehn

Die Musiker stimmten einen schwungvollen schottischen Reel an, und von ihrem versteckten Platz hinter einem Wald aus Topfpflanzen beobachtete Sabrina die Aufstellung der Paare.

Tante Delia war schon kurz nach ihrer Ankunft auf dem Ball ihrer eigenen Wege gegangen und bot damit Sabrina eine willkommene Atempause. Während der ganzen Kutschfahrt hatte die alte Dame ihr in Lob verpacktes Gift versprüht und erst damit aufgehört, als sie die marmorne Eingangshalle von Sir Lionel Halliwells Haus betreten hatten, wo sie sich überaus charmant und kultiviert gegeben hatte. Natürlich hatte sie sich eine letzte Spitze nicht verkneifen können, als der livrierte Diener ihnen vor dem Stadthaus aus der Kutsche geholfen hatte: »Keine Bange, es wird schon gut gehen, Kinder. Es gibt immer ein paar Einfaltspinsel, die neu in der Stadt sind und Tanzpartnerinnen brauchen.«

Sabrina hatte das mit einem gleichmütigen Lächeln beantwortet und war sogleich zur nächsten Ecke mit Topfpflanzen hinübergeschlendert, allerdings nicht ohne unterwegs bei jedem Diener stehen zu bleiben, der mit einem Tablett an ihr vorbeikam, und sich mit einem Glas Claret zu stärken.

Dann begann die Musik. Hinreißend schön in einem cremefarbenen Seidenkleid, ihr wundervolles Haar zu einer eleganten Lockenfrisur aufgesteckt, stand Jane einem Inbegriff der Männlichkeit in scharlachroter Uniform gegenüber, der sie schon Momente nach ihrem Eintreffen um einen Tanz gebeten hatte.

Sehr zum Kummer ihrer Tante und Sabrinas Erleichterung hatte sie keine solche Aufforderung erhalten. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, oberflächliche Konversation führen und sich gleichzeitig auf die Schritte des Reels konzentrieren zu müssen. Zu viele Jahre waren seit ihren Tanzstunden auf Belfoyle vergangen. Und sie war schon damals nicht sehr gut gewesen.

Na ja, und wenn schon! Hier musste sie zumindest ihre ganze Energie darauf verwenden, sich nicht lächerlich zu machen. Wäre sie hingegen zu Hause, würde sie wieder die Geschichte von Wales lesen, sich Daigh als über sechshundert Jahre alten Krieger vorstellen oder an seinen glutvollen schwarzen Blick denken – und vor allem an seinen Kuss, der ihr Herz noch immer schneller schlagen ließ, wenn sie ihn im Geiste noch einmal durchlebte.

Die Paare standen sich in präziser Aufstellung gegenüber, blickten einander in die Augen, drehten sich und fassten sich an den Händen.

Wie es wohl wäre, noch mal von ihm geküsst zu werden? Oder seine Arme um sich zu spüren? Seine Hände auf ihr …

Sabrina schloss die Augen und atmete tief ein. Was geschah mit ihr? Was an Daigh war es, das ihr Innerstes nach außen kehrte?

Schon als Kind hatte sie sich aller möglichen verwundeten Geschöpfe angenommen. Des Vogels mit dem gebrochenen Flügel, der von den Söhnen des Gärtners getriezten Katze, des mageren Hundes mit den hervorstehenden Knochen und flehenden Augen, der ihr nach Hause gefolgt war. Sie alle hatten einen Platz in ihrem Herzen gefunden. Und war Daigh so anders? Mit seinem gehetzten Blick und der Verzweiflung, die sich darin widerspiegelte? Der grimmigen Anspannung seines muskulösen Körpers und dem Gram, der seine markanten Züge prägte?

War er vielleicht einfach nur ihr neuester Streuner?

Damen und Herren bewegten sich im Rhythmus der Musik, kamen zusammen und trennten sich wieder. Hände wurden ergriffen und mit einem Lächeln freigegeben.



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