Verbotene Nacht (German Edition) by Cavegn Desiree

Verbotene Nacht (German Edition) by Cavegn Desiree

Autor:Cavegn, Desiree [Cavegn, Desiree]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-02-19T00:00:00+00:00


***

Zum ersten Mal seit Wochen regnete es den ganzen Tag durch. Den verregneten Sommersonntag hätte man genauso gut für einen Frühlings- oder Herbsttag halten können. Das nächtliche Gewitter hatte sich zwar schnell verzogen, doch geblieben waren die Wolken und die Sturzbäche, die der Himmel entsandte.

Der Regen prasselte gegen ihr Fenster und Wolken blickten mürrisch durch die Fensterscheiben. Elli sass an ihrem Computer. Sie wollte das Manuskript von “Roter Diamant” überarbeiten, aber sie kam nicht vom Fleck. Ihr Bauch knurrte vor Hunger. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren, wenn sie Hunger hatte. Aber genauso wenig konnte sie in die Küche gehen, um etwas zu essen. Sie wünschte, sie wäre früher aufgewacht. Wäre sie um sechs Uhr aufgewacht, hätte sie sich noch unbemerkt in die Küche stehlen können.

Ausgerechnet heute aber hatte sie bis neun Uhr geschlafen. Das kam davon, dass sie in der Nacht vom Gewitter geweckt worden war. Sofort wanderten Ellis Gedanken zur Gewitternacht zurück.

Hatte sie Kyrill tatsächlich gesagt, sie würde nicht mehr leben wollen, falls er ihr das Baby wegnehmen würde?

Elli stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte den Kopf in ihre Hände. Sie seufzte schwer. Sie wollte es sich zwar nicht eingestehen, doch sie wusste, dass sie mit ihren Worten unbewusst an Kyrills Gewissen appelliert hatte.

Sie hatte zu einem drastischen Mittel gegriffen, um ihn zu erschrecken, sie hatte dramatische Worte gewählt. Natürlich hatte sie nicht grundlos gedroht, sich das Leben zu nehmen. Es war ihr letzter, verzweifelter Versuch gewesen, Kyrill davon zu überzeugen, das Baby ihr zu überlassen.

Nachdem sie Kyrill und dem Gewitter entflohen und auf ihr Zimmer gestürzt war, hatte Elli noch lange nicht einschlafen können. Immer wieder hatte sie sich gefragt, wie er wohl auf ihre Worte reagieren würde. In der dunklen Nacht hatte sie noch ganz deutlich den Schock und den Unglauben in seinen Augen gesehen, hatte wieder und wieder beobachten können, wie seine Arme kraftlos an seinen Seiten abgesackt waren.

Elli schluckte. Sie hoffte nur, ihre Worte hatten die gewünschte Wirkung erzielt. Sie hoffte nur, dass Kyrill nun endlich einsah, dass er das Baby ihr überlassen musste. Sie hoffte, dass er sich bei ihr für sein egoistisches Denken und Handeln entschuldigen und seine Rolle als Wochenendvater annehmen würde.

Elli hob den Blick und starrte auf ihre Zimmertür. Sie wagte nicht, ihr Zimmer zu verlassen, aus Angst, Kyrill zu begegnen. Sie wagte nicht einmal zu frühstücken, aus Furcht sie könne auf ihn treffen. Sie fürchtete sich mehr denn je vor ihm. Denn was, wenn sein Herz wirklich aus Stein wäre und ihn sogar ihre Selbstmorddrohung kalt liesse?

Elli wagte nicht einmal, daran zu denken. Dann wäre sie wirklich am Ende!

Ihr Blick ruhte lange bewegungslos auf ihrer Tür. Beinahe hoffte sie, wenn sie die Tür nur lange genug anstarren würde, würde Kyrill schliesslich hindurch treten und sie um Vergebung bitten für all die Angst und den Aufruhr, die er in ihr ausgelöst hatte.

Doch die Tür öffnete sich nicht. Kyrill blieb ihrem Zimmer fern. Ebenso ihre Tante, die heute nicht bereit zu sein schien, ihr das Frühstück auf das Zimmer zu servieren.



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