Vampyra by John P. Straubinger

Vampyra by John P. Straubinger

Autor:John P. Straubinger
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2011-11-15T00:00:00+00:00


Der Schnüffler

Albar, der sich als erster aus der Luke herauszwängte und aufrichtete, blickte von hinten auf den Kopf des Schamanen, der ihm wie eine Kraterlandschaft vorkam:

Tiefe Gräben zogen sich da entlang, aus denen einzelne graue Haarsträhnen heraus ragten.

Im Gang selbst, der sich vor dem Winzling hinzog, lagen einige verkohlte Waffen und Rüstungsteile. Ansonsten war nichts mehr zu sehen.

Ganze Arbeit!

Auch die Freunde folgten, einer nach dem anderen, aus dem Loch im Boden, zuletzt Edona, die ganz alleine eine lange Holzkiste hindurch reichte, welche oben, am anderen Ende, alle drei Mönche zugleich in Empfang nahmen.

Über welche Kräfte verfügte diese Frau nur?

Trotz der Faszination, die sie auf jeden einzelnen von ihnen ausübte, war es wohl allein Albar, der ihr blind vertraute. Er empfand nichts von den Sorgen und Befürchtungen, die seine Mitbrüder und ganz sicher auch den Soldaten quälten.

Alle dachten sie daran, dass sie schließlich nicht mehr als ein Vampir war!

Irgendwann würde ihre Natur durchbrechen, der Blutdurst... Sie würde Menschen jagen, ...alle ohne Ausnahme und zur Bestie werden.

Albar konnte das nicht glauben.

Und wenn es so war, dann wollte er sowieso lieber sterben, als ohne Edona zu sein. Was er sich selbst noch nicht so richtig eingestand, das war schon längst geschehen: Er hatte sich hoffnungslos verliebt!

In eine tote, mehr als zweihundertsechzig Jahre ältere Frau..!

Er schüttelte sich kurz und konzentrierte sich wieder auf das Naheliegendste.

„Äh, ...wozu die Kiste, Edona?“

Sie senkte ein wenig den Blick und man merkte, dass ihr irgendetwas an diesem Thema Kopfzerbrechen bereitete.

„In wenigen Stunden schon wird die Sonne aufgehen. Wenn ich dann nichts habe, um mich vor ihr zu schützen, ...dann werde ich verbrennen...“

Zitterte sie?

Sie empfand wahrlich Angst!

Angst vor der Hilflosigkeit, ...wenn sie wehrlos in einem Sarg lag und jeder, der diesen öffnete, damit ihr Schicksal besiegelte.

Mit gesenktem Kopf glitt sie an Albar vorbei und eine kleine Brise ihres Duftes drang in seine Nase, vernebelte ihm für Sekunden seine Gedanken.

Als er wieder klar war, sah er sie am Ende des Weges stehen, da, wo die Treppe aus breiten Steinquadern nach oben zum Hof führte.

Hinter ihm nahmen gerade der Soldat und Nam Ptuh die schwere Kiste auf, während der Abt allerlei Anweisungen dazu erteilte, die eher den Zweck erfüllten vorzugaukeln, er tue auch etwas.

Der nubatanische Schamane ging gleichförmig und monoton wie ein Zombie hinter der Vampirin her, wobei er den Knochen immer wieder zur Stabilisierung benutzte wie einen Wanderstab.

Jetzt fiel es dem jungen Mönch wieder ein!

Er wollte noch etwas sagen zu ihrer Beruhigung. Wenn er ihr schon hier und in Gegenwart der anderen nicht seine Liebe gestehen konnte - was jetzt äußerst unpassend gewirkt hätte, dann wollte er zumindest dazu beitragen, dass sie sich keine Sorgen machte.

Niemand würde ihr etwas antun!

In der Zeit, da sie schlief, würde er sich darum kümmern. Ohne Edona wären sie alle, und er selbst als allererster, schon längst Geschichte...

„Ach, Edona ...“, hub er an und fühlte sich in diesem Augenblick wie der schüchternste Schuljunge.

„Ja?“ Ihr Blick flog ihm erwartungsvoll zu und er glaubte ein Aufblitzen in ihren sonst so kühlen tiefschwarzen Augen zu erkennen.

Er bewegte sich zwar mittlerweile auf sie zu, doch stand sie noch einige Meter von ihm entfernt.



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