Unverzeihlich by Tina Wainscott

Autor:Tina Wainscott [Wainscott, Tina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Romance Suspence
veröffentlicht: 2014-11-05T00:00:00+00:00

14

Als Katie am nächsten Morgen in die Küche kam, blieb sie wie vom Donner gerührt stehen. Auf der Theke stand eine Packung Rattengift. Ihr rutschte das Herz bis in die Zehenspitzen, als sie die gelbe Schachtel sah, die wie von Geisterhand dorthin gelangt war.

An ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag hatte sie alles, was giftig war, außer Reichweite gebracht. Und nun stand da auf einmal diese Schachtel und sah sie höhnisch an. Katie rief nach Ben, der aber scheinbar noch im Bad war, jedenfalls antwortete er nicht. Goldie – es war das allererste Mal, dass Katie eines von den Tieren mit nach Hause genommen hatte – sah interessiert zu, wie Katie auf einen Stuhl stieg und die Schachtel wieder in den Hängeschrank über dem Kühlschrank stellte.

Überraschenderweise hatte Ben kein Problem damit gehabt, dass die Hündin bei ihnen war – vorübergehend, hatte er betont –, bis sie den Besitzer gefunden hätten. Er war spät abends heimgekommen, nachdem er vorher bei der Suchaktion mitgeholfen hatte, und Katie hatte ihm erklärt, warum Goldie am Fußende ihres Bettes lag.

Katie machte sich wieder an ihre allmorgendliche Routine, sie ging nach draußen, um ihre Tierfamilie zu füttern. Missy-Lou und Peter No-Tail saßen schwatzend auf ihren jeweiligen Bäumen und warteten ungeduldig auf ihr Frühstück. »Ich komme schon, ich komme schon«, rief Katie ihnen singend zu. Doch Goldie war ihr vors Haus gefolgt, was die Eichhörnchen nicht allzu fröhlich stimmte. »Sie ist ja nur vorübergehend unser Gast.« Peter No-Tail gab weiter mit zuckendem Schwanz Warnlaute von sich.

Sie warf die Mischung aus Vogel- und Katzenfutter in den Behälter. »Ach so, du hast wohl irgendwann mal eine kleine Karambolage mit einem Hund gehabt, was? Hat der deinen Schwanz so zugerichtet? Na, dann kann ich verstehen, warum du dir jetzt Sorgen machst.«

Goldie beobachtete aufmerksam die Eichhörnchen. Katie hatte schon eine Beziehung aufgebaut zu dieser schönen Hündin mit ihren Bandagen. Goldie ging zur Ecke vor. Sie bellte dreimal, sah Katie an und bellte noch einmal. Der ganze Müll aus dem Container lag mal wieder auf der Erde. Als sie heute früh gehört hatten, wie die Biester vor dem Haus herumrandalierten, war Ben aufgesprungen und hatte sie verjagt. Katie war ganz verblüfft, als sie jetzt ein Waschbärjunges ungeschützt hier draußen sitzen sah. Noch mehr verblüffte sie indes, dass der kleine Waschbär sie ansah, als wollte er sie um etwas bitten. Waschbären betteln nicht. Und sie nähern sich niemals einem Menschen. Schlaff hingen seine kleinen Pfoten vor der Brust, sein Atem rasselte. Er kam etwas näher, worauf Goldie vorsichtshalber den Rückwärtsgang einlegte. Er öffnete sein Mäulchen, keuchte, schloss es wieder.

Sie ging mit Goldie ins Haus, wo sie Ben Kaffee trinkend in der Küche fand. »Da draußen ist ein Waschbär. Der sieht aus, als ob er Schmerzen hat.«

»Mach dir um den mal keine Sorgen.« Er sah sich um. »Wo bleibt denn mein Frühstück?«

»Er hat so einen pfeifenden Atem und kippt fast vorneüber irgendwie. Wir können ihn doch nicht einfach da draußen sterben lassen.«

In Bens Augen war nichts von dem Mitgefühl, das er normalerweise zeigte, wenn es um Tiere ging.

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