Untot | Sie sind zurück und hungrig by Kirsty McKay

Untot | Sie sind zurück und hungrig by Kirsty McKay

Autor:Kirsty McKay
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen Verlag, Hamburg
veröffentlicht: 2013-08-13T00:00:00+00:00


Kapitel 15 Als wir nach Amerika gezogen sind, habe ich gedacht, da besäße jeder eine Schusswaffe.

Das lassen einen Kinofilme und so weiter ja glauben. Es gibt dort Serienmörder. Cowboys. Gangsterbanden. Durchgeknallte Teenager, die auf ihre Mitschüler schießen, weil die sie im Flur ausgelacht haben oder, noch schlimmer, nicht einmal mitbekommen haben, dass sie überhaupt existieren.

In Wirklichkeit aber ging in der weltoffenen Universitätsstadt mit viel Grün, in der wir lebten, alles sehr gesittet zu und soweit ich weiß, lief auch niemand bewaffnet in der Gegend herum. Im Gegenteil, die Leute lächelten. Sie sagten »Schönen Tag noch« und manche meinten es auch so.

Und doch gab es die Schusswaffen irgendwo.

Eines Tages, ich war vielleicht zwölf, da machte meine Mutter während des Frühstücks eine Ankündigung. Das war in mehrerlei Hinsicht ungewöhnlich. Erstens hatten wir Wochenende und sie war zu Hause. Zweitens sprach sie damals eigentlich nicht mit mir. Ich hatte großes Geschick darin entwickelt, immer dann ein mürrisches Gesicht zu machen, wenn ich den Eindruck hatte, dass sie mit mir reden wollte, und das funktionierte prima. Die meiste notwendige Kommunikation wickelten wir entweder über Dad ab oder über die weiße Notiztafel in der Küche. An diesem Samstagmorgen jedoch fing sie mich ab, als ich in der Küche auf Raubzug nach Knusperflocken ging, die ich brauchte, damit ich mir gemütlich ein paar uralte Doctor-Who-Folgen aus dem Internet angucken konnte.

»Ich dachte, wir machen mal einen kleinen Ausflug, wenn du nichts dagegen hast.« Sie machte richtig einen auf munter und da wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Lustige Mutter-Tochter-Stunden waren ja nicht gerade unser Ding.

»Wohin.«

Wenn es sich irgendwie einrichten ließ, vermied ich ganze Sätze. Und wahrscheinlich hatte ich auch den Mund gerade voller Cap’n Crunch. Und schon gar nicht durfte ich am Ende einer Frage die Stimme heben – das hätte sich ja so angehört, als wäre ich neugierig, interessiert oder gar begeistert.

»Na ja, ich dachte, es wird langsam Zeit, dass wir mal schauen, ob du ein gutes Auge hast.« Sie grinste mich an. Höchst irritierend.

Ich weiß noch, dass ich mir an dieser Stelle die Augen gerieben habe. Ich dachte wahrscheinlich, dass sie mit mir zum Optiker fahren wollte oder so.

»Nein! Doch nicht so was!« Sie lachte viel zu laut. »Ich dachte, wir fahren mal zum Schießstand.«

Ich war völlig baff.

»Mit ’ner Pistole, meinst du.«

Und wieder keine Frage. Ich war zwar jetzt geradezu fasziniert, aber das wollte ich auf gar keinen Fall durchblicken lassen.

»Mit ’ner Pistole, genau. Mit der hier.« Sie zog dieses kleine, glänzende Schießeisen hinter ihrem Rücken hervor und ehrlich, mein erster Impuls war, mich flach auf den Boden zu werfen. Ich verlor beinahe die Blasenkontrolle. Vielleicht gingen bei Mum ja gerade die Wechseljahre los und sie würde uns in einem Anfall hormonbedingter Weißglut abknallen. Aber sie lächelte immer noch; also versuchte ich, ihr Lächeln zu erwidern. Gar keine einfache Sache, wenn eine Knarre mit im Spiel ist.

»Ich glaube, du würdest eine großartige Schützin abgeben«, fügte sie unvermittelt hinzu, als hätte sie mitbekommen, dass ich total geschockt war. »Wir werden ja nicht auf die Jagd gehen oder so, aber es ist nützlich, schießen zu können, und ich glaube, du wirst gut darin sein.



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