Unter Feuer - Band 9 by Christina Ross

Unter Feuer - Band 9 by Christina Ross

Autor:Christina Ross
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Contemporary
veröffentlicht: 2014-09-17T22:00:00+00:00


KAPITEL ZW ÖLF

Als wir das Haus betraten, trauten wir unseren Augen kaum. Auf einem Beistelltisch in der Ecke des Wohnzimmers war eine iPod-Dockingstation aufgebaut, aus der Weihnachtsmusik erklang. Es war eines der Lieblingsalben meiner Jugend: »Barbara Streisand: A Christmas Album«, das eine der traurigsten und ergreifendsten Versionen von »I Wonder as I Wander« und »My Favourite Things« enthielt, die ich je gehört hatte. Mit Ausnahme von »Jingle Bells«, dem ersten Lied des Albums, das mich als Kind jedes Mal zum Lachen brachte, hatte das gesamte Album einen eindringlichen, melancholischen Unterton, der mich schon immer tief berührt hatte.

Als Kind war Weihnachten nie ein fröhliches Ereignis für mich gewesen - ganz im Gegenteil - und das Album von Barbara Streisand machte daher für mich immer Sinn. Es machte deutlich, dass Weihnachten für Menschen wie mich eine der dunkelsten und einsamsten Zeiten des Jahres war. Es weigerte sich, die Illusion aufrechtzuerhalten, die durch so viele andere Weihnachtslieder für die Massen vermarktet wurde. Für mich erzählte es die traurige Wahrheit über Weihnachten, die nur wenige akzeptieren konnten – dass es für viele die schlimmste und deprimierendste Zeit des Jahres ist.

Als ich jetzt Streisands Version von »The Lord’s Prayer« durch das Haus klingen hörte, erschien mir zumindest dieser Teil des Albums in einem anderen Licht. Inzwischen war ich glücklich. Ich war in meinen Seelenverwandten verliebt. Ich hatte gerade die schlimmsten und gleichzeitig schönsten sechsten Monate meines Lebens hinter mich gebracht. Ich konnte also nachvollziehen, dass Streisand das Wunder des Lebens besang. Das Leben war tatsächlich ein Wunder. Ich hatte nur Jahre gebraucht, um es endlich zu begreifen.

Ich hörte, wie Blackwell und ihre Töchter sich in der Küche unterhielten. Sie schienen sich nicht anzuschreien. Für einen Moment glaubte ich sogar, Gelächter zu hören. War das etwa Blackwell? Ich hörte angestrengt zu, und in der Tat: Blackwell lachte.

Im Wohnzimmer stand ein beeindruckender Tannenbaum direkt neben dem Fenster, durch das man auf den Ozean schauen konnte. Lisa und Tank waren nirgendwo zu sehen, also standen Alex und ich einfach da, hörten ungläubig den Gesprächsfetzen aus der Küche zu und hielten unsere Nasen an den Baum, der einfach wunderbar duftete.

»Was zum Teufel ist hier denn passiert?«, fragte ich Alex.

Er schüttelte seinen Kopf, während er seine Jacke auszog. »Keine Ahnung. Tank muss ihn besorgt haben.«

»Ich frage mich, ob Lisa dabei war.«

»Das werden wir schon noch herausfinden.«

»Allerdings, immerhin erzählt sie mir alles. Hör mal«, sagte ich mit gedämpfter Stimme. »Aus der Küche. Gelächter. Und noch etwas anderes. Was ist das für ein Geräusch?«

»Höre ich da etwa Gläser klirren?«

Ich zog meinen Mantel aus und hängte ihn neben Alex‘ Jacke an die Garderobe. »Wir sollten uns nach oben schleichen und uns etwas zurechtmachen. Ich habe das Haus mit Make-up verlassen. Jetzt ist nichts mehr davon übrig. Sie werden sofort sehen, was los ist.«

»Die werden uns erwischen. Die Treppe knarrt.«

»Vielleicht ist die Musik laut genug.«

»Wir können euch hören«, rief uns Blackwell aus der Küche zu. »Wir haben euch ankommen sehen. Ihr müsst also nicht länger flüstern. Kommt zu uns in die Küche. Wir kochen.«

»Sie tun was?«, sagte ich zu Alex.



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