Under the Lights – Gunner und Willa by Glines Abbi

Under the Lights – Gunner und Willa by Glines Abbi

Autor:Glines, Abbi [Glines, Abbi]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492975643
Herausgeber: Piper


Hallo, Sohn

Die dunklen Haare und haselnussbraunen Augen meines Bruders zeugten davon, dass er ein waschechter Lawton war. Unserem Vater war er wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich nicht. Kein bisschen. Was Sinn machte, nachdem sein Blut ja nun mal nicht in meinen Adern floss. Rhett hatte links von mir Platz genommen. Beide saßen wir auf braunen Lederstühlen vor dem väterlichen Schreibtisch.

Rhett war in der letzten Stunde überraschend in der Schule aufgetaucht und meinte, unser Vater wünsche sich um drei Uhr eine Unterredung mit uns und er wolle dafür sorgen, dass sich keiner von uns beiden verspäte. Das hatte mich stutzig gemacht, denn auf die Art waren wir noch nie ins Arbeitszimmer dieses Mannes zitiert worden. Zumindest nicht gemeinsam. Komisch.

»Hat er gewusst, dass du kommst?«, fragte ich Rhett, der diesem Treffen gelassen entgegenzusehen schien.

Er nickte. »Na ja, er hat mich gebeten zu kommen. Und bei mir ging’s nur heute.«

Hatte er sich denn gar nicht nach dem Grund für diese Unterredung erkundigt? »Du bist auf seine Bitte hin also einfach hergefahren?«

Rhett rutschte auf seinem Sitz herum und wirkte auf einmal etwas nervös. »Japp«, lautete seine schlichte Antwort.

Da Rhett ohnehin der Auserwählte war, ließ er unseren Vater normalerweise ständig auflaufen. Insofern war es seltsam, dass er schnurstracks angehechelt kam. Irgendetwas musste für ihn dabei rausspringen …

»Er verspätet sich.« Ich hasste es zu warten. Und mit diesem Mann sprach ich eh nicht gern, in seinem Arbeitszimmer schon gleich gar nicht. Ein Ort, an den ich sonst nie eingeladen wurde. Die Wände waren mit Bücherregalen gesäumt, und hinter seinem Schreibtisch hing ein Gemälde, das vermutlich eine Million Dollar gekostet hatte. Familienfotos gab es keine. Nur ein Bild vom letzten Jahr, das ihn und Rhett auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung zeigte, stand auf dem Schreibtisch. Rhett durfte ihn dorthin begleiten, ich natürlich nicht. Niemals.

»Hast du was Besseres zu tun?« Rhett grinste dreckig und sah dabei unserem Vater erschreckend ähnlich. Hilfe! Ich wollte keine Abneigung gegen meinen Bruder entwickeln, nur weil er wie mein Lieblingshassobjekt aussah.

Hinter uns ging die Tür auf, und Rhett warf einen Blick zurück und schien sich zu freuen, dass dieses armselige Sackgesicht hereinkam. Ich dagegen freute mich nur, dass ich das Gespräch nun endlich hinter mich bringen konnte. Ich fühlte mich unwohl hier drin.

»Hey, Dad.« Rhett sagte es total beiläufig. Sie führten eine Beziehung, zu der ich keinen Zugang hatte.

»Hallo, Sohn«, erwiderte er. Das war auch so was, das mich früher getroffen hatte. Dass er Rhett mit »Sohn« ansprach und mich mit »Gunner« oder »Junge«. Solche Dinge hatten mich als Kind geprägt. Mich verändert.

Hatten mich gelehrt, niemandem zu vertrauen und niemanden zu lieben. Vielen Dank, Alter.

»Freut mich, dass du rechtzeitig herkommen konntest, Gunner«, sagte er dann in dem herablassenden Tonfall, den er für mich und diejenigen reservierte, die er nicht mochte. Fucker!

Ich funkelte ihn mit gelangweilter und uninteressierter Miene an, ging auf seine Bemerkung jedoch nicht ein.

»Als ich bei ihm in der Schule erschienen bin, ist er gern mitgekommen.« Rhett versuchte, die angespannte Stimmung aufzulockern, aber das war sinnlos. Er hatte schon immer versucht, zwischen mir und unserem Vater zu vermitteln.



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