Titan 12 by Unknown

Titan 12 by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


6

Mario Rioz schwebte eine halbe Million Kilometer über dem Saturn im Nichts, und der Schlaf war herrlich. Er ließ sich mit dem Aufwachen Zeit und, weil er ganz alleine war, beschäftigte er sich damit, die Sterne zu zählen und Linien von einem Stern zum anderen zu ziehen.

Am Anfang, während die Wochen dahinflogen, war es auch nicht anders als beim Müllsammeln, abgesehen von dem nagenden Gefühl, daß er sich mit jeder Minute einige tausend Kilometer von der Menschheit entfernte. Das machte es schlimmer.

Sie hatten hoch gezielt, um aus der Ekliptik zu kommen, während sie durch den Asteroiden‐Gürtel flogen. Damit hatten sie zusätzliches Wasser verbraucht, und wahrscheinlich war es unnötig gewesen. Obwohl Zehntausende winziger Welten in zweidimensionaler Projektion auf einer Fotoplatte wie ein Gewimmel von Ungeziefer aussehen, sind sie doch so dünn über die Quadrillionen von Kubikkilometern verstreut, daß eine Kollision wirklich schierer Zufall gewesen wäre. Dennoch flogen sie über den Gürtel hinweg, und jemand rechnete die Wahrscheinlichkeit aus, mit einem Stück Materie zusammenzusto゚en, das groß genug war, um Schaden anzurichten. Die Zahl, die dabei herauskam, war so unmöglich klein, und so war es vermutlich unvermeidbar, daß jemand auf die Idee des ›Raumschwebens‹ kam.

Der Tage waren viele, und sie waren lang, und der Weltraum war leer, und man brauchte immer nur einen Mann am Steuer. Also war der Gedanke eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Der erste, der sich für etwa fünfzehn Minuten hinauswagte, kam sich dabei besonders tollkühn vor. Dann versuchte es der nächste für eine halbe Stunde. Und später, ehe die Asteroiden ganz hinter ihnen lagen, kam es soweit, daß das wachfreie Mitglied einer jeden Schiffsbesatzung am Ende eines Kabels im Weltraum schwebte.

Es war ganz einfach. Das Kabel – eines jener Kabel, die am Ende ihrer Reise zum Einsatz kommen sollten – war an beiden Enden magnetisch befestigt. Zuerst wurde es am Raumanzug festgemacht, dann stieg man durch die Luftschleuse auf die Außenseite des Schiffsrumpfs und befestigte das andere Ende dort. Man wartete dann eine Weile und klammerte sich mit den Elektromagneten in den Stiefeln an der Metallwand fest. Und dann neutralisierte man die Magneten und stieß sich ganz leicht ab.

Langsam, wie eine Feder, hob man dann vom Schiff ab, und die größere Masse des Schiffes bewegte sich eine proportional geringere Strecke nach unten, was noch viel langsamer ging. Man schwebte gewichtslos inmitten endloser sternenübersäter Schwärze. Und wenn das Schiff sich dann weit genug entfernt hatte, spannte sich die behandschuhte Hand, die das Kabel hielt, ganz leicht. Wenn man zu kräftig zupackte, wurde man wieder auf das Schiff zugetrieben, und das Schiff seinerseits kam einem entgegen. Nur eine ganz leichte Handbewegung, dann hielt einen die Reibung auf. Weil man selbst mit der gleichen Geschwindigkeit wie das Schiff durch das Weltall flog, schien es reglos unter einem zu hängen, als hätte man es auf einen unmöglichen Hintergrund aus Samt und Sternen gemalt, während das Kabel, das dazwischen hing, Schleifen bildete. Schließlich hatte es ja keinen Anlaß, sich zu straffen.

Für das Auge war es nur ein halbes Schiff. Die eine Hälfte wurde vom Licht der schwachen



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