Tal der Sehnsucht: Australien-Saga (German Edition) by Rachael Treasure

Tal der Sehnsucht: Australien-Saga (German Edition) by Rachael Treasure

Autor:Rachael Treasure [Treasure, Rachael]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-01-10T23:00:00+00:00


Schon wieder vom Regen durchnässt, stand Rosie im Quartier. Jims Gesicht hellte sich auf, als er sie sah.

»Hallo noch mal«, sagte er.

»Dieses Fax ist eben reingekommen«, sagte sie und streckte es ihm hin. »Flussaufwärts ist der Pegel über Nacht um hundertfünfzig Millimeter gestiegen. Es wird vor einer Flut gewarnt. Auf allen unseren Flussweiden stehen Tiere. Was sollen wir jetzt machen? «

»Wie viel Zeit bleibt uns nach so einem Regen?«, fragte Jim und nahm ihr das Fax aus der Hand. Rosie schüttelte den Kopf.

»Ich weiß nicht. Ich war noch nie – «

»Könnte es deine Mum wissen?«

Wütend auf sich und auf Margaret, weil sie sich nie für diese Dinge interessiert hatten, schüttelte Rosie den Kopf.

»Hast du Geralds Nummer? Er kann es uns bestimmt sagen.«

Rosie zuckte mit den Achseln. »Er hat mir nur einen Zettel hinterlassen, dass er sich melden wird. Aber ich kann es bei Giddy probieren und dann wieder herkommen.«

Sie drehte sich um und lief los.

»Schiet«, sagte Jim im Aufstehen und stieg in seine Kleider. Auf diese Art von Drama konnte er wahrhaftig verzichten. Aber er hatte im Kimberley River Country schon mehrere Überschwemmungen erlebt. Er hatte aufgeblähte Rinder gesehen, die mit entsetzt aufgerissenen Augen wie Treibgut in den Zäunen hingen. Er würde nicht zulassen, dass es den Rindern, die jetzt auf den ebenen Weiden der Highgroves grasten, ebenso erging. Nicht wenn er etwas dagegen unternehmen konnte. Also griff er nach seinem Mantel und Hut und ging in den Stall. Wenig später war Rosie zurück.

»Hab’ ihn nicht erwischt«, war ihre Auskunft.

»Und deine Mum? Hast du der erzählt, was uns bevorsteht?«

»Die schläft tief und fest. Aber ich habe ihr einen Zettel geschrieben«, sagte sie und zog gleichzeitig die Schnalle an Oakwoods Zaumzeug zu.

»Auf jeden Fall müssen wir uns beeilen«, sagte Jim. »Du nimmst das Auto und holst die Jungschafe von den eingezäunten Weiden direkt am Fluss. Treib sie fürs Erste hier hoch zu den Stallungen. Aber bleib auf den Wegen, okay? Ich bringe solange die Hammel vom hinteren Weideland auf den großen Hügel.«

»Und die Kühe und Kälber?«, fragte Rosie. »Die weiden alle am anderen Ufer im Cattleyard Swamp, oder?«

Jim legte die Stirn in Falten und überlegte.

»Wir müssen rüber und das Gatter öffnen, damit sie sich auf das Weideland oben im Busch zurückziehen können. Andernfalls werden sie mit Sicherheit ertrinken. Für den Pick-up ist es dort zu sumpfig. Ich führe Oakwood hin und warte an Murphy’s Gate auf dich.«

»In Ordnung«, sagte Rosie und versuchte, sich dabei ins Gedächtnis zu rufen, welches Gatter Murphys Gate war. Sie wünschte, sie hätte mehr darauf geachtet, welches Tor wie hieß.

Jim legte den Sattelgurt straff um den Bauch der Stute. Dann schnallte er zwei lederne Satteltaschen an die Messingringe an seinem Sattel. Er hatte es sich zur festen Gewohnheit gemacht, stets seine Satteltaschen mitzunehmen, selbst wenn er nur einen winzigen Auftrag zu erledigen hatte. Sie waren mit Notverpflegung, Streichhölzern, Papier, Zucker, Süßigkeiten und einem kleinen Erste-Hilfe-Kasten bepackt. Auch wenn ihm der Western Distrikt nach den Jahren im zerklüfteten, roten Nordwesten Australiens zahm vorkam, fühlte er sich so sicher.

Nachdem er die Stalltüren aufgestoßen hatte, führte er die Pferde in den Regen hinaus.



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