Stillstand made in Germany by Trittin Jürgen

Stillstand made in Germany by Trittin Jürgen

Autor:Trittin, Jürgen
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gütersloher Verlagshaus
veröffentlicht: 2014-08-07T16:00:00+00:00


UNGLEICHE VERTEILUNG FÜHRT ZU SCHULDENWIRTSCHAFT UND FINANZKRISEN

Was geschieht, wenn die Besitzer hoher Vermögen und die Bezieher großer Einkünfte immer reicher werden, Millionen Privathaushalte und Dutzende Staaten aber klamm sind? Die Ersteren leihen den Letzteren ihr Geld! Es ist bekannt, dass gutbetuchte Leute einen viel höheren Anteil ihres Geldes sparen und anlegen (können) als Normal- und Geringverdiener. Die einen kommen zum Leben gerade mal aus, die anderen wissen nicht, wohin damit. So fließt bei ungleicher Verteilung viel Geld auf den Finanzmarkt. Dort wird es spekulativ und sehr oft unproduktiv angelegt und am Ende nach spekulativer Blasenbildung in Finanzkrisen oft vernichtet.

Auch eine Lösung, könnte man sagen. Die ungerechte Verteilung wird korrigiert, in dem sich die Staaten und die Armen von den Reichen das Geld leihen und es einfach nicht zurückzahlen. So wäre der Schuldenschnitt die Antwort auf den ungelösten Verteilungskonflikt des demokratischen Kapitalismus. Es gibt – dezidiert prokapitalistische, neoliberale – Wirtschaftswissenschaftler, die so etwas fordern.

Eine Lösung wäre so etwas nur, wenn diese Prozesse nicht so viel Leid, Chaos und Schicksalsschläge hervorbringen würden. Wenn dabei nicht so viel Kapital vernichtet würde, das woanders dringend gebraucht wird. Und wenn nicht auch die Sektoren der Wirtschaft in den Abgrund gerissen würden, die für sich genommen profitabel sind und für Hunderttausende Arbeit und Einkommen bieten, die aber auf einen funktionierenden Bankensektor angewiesen sind.

Und wenn deshalb Regierungen nicht gezwungen wären, nach Finanzkrisen aus Verantwortung für den zusammenbrechenden Wirtschaftskreislauf bedrohte Banken und ihre Anleger zu retten und große Anteile des zerstörten Vermögens auch noch auf Steuerzahlerkosten zu garantieren.

Nein, Finanzkrisen sind keine charmante Lösung für das Verteilungsproblem, und sie können uns nicht kalt lassen. Ihre Wurzeln liegen in der Ungleichheit. Denn man kann den Zusammenhang auch langfristig beobachten. Konzentriert sich das Einkommen bei zu wenigen Leuten, dann fließt das Geld nicht mehr in den Konsum, sondern sucht nach Anlagemöglichkeiten und verursacht Vermögenspreisblasen, die in Finanzkrisen enden.

Im Jahr 1928 kontrollierten die oberen zehn Prozent der US-Amerikaner die Hälfte der Einkommen, das obere eine Prozent besaß ein Viertel. 1929 krachte die Börse. In der Nachkriegszeit bis zum Antritt Ronald Reagans hatten die oberen zehn Prozent nur noch ein Drittel, das obere eine Prozent nur noch ein Zehntel der Einkommen. Dann die Trendwende: Bis 2006 hatte das obere Prozent der Amerikaner wieder ein Viertel der Einkommen erreicht, die oberen zehn Prozent hatten wieder die Hälfte des Volkseinkommens für sich.

Von 1980 bis 2007, in den Jahrzehnten der deregulierten Finanzmärkte und der globalen Oberklassen, explodierte das globale Anlagevermögen. 2007 lag es bei 194 Billionen Dollar (also 194 000 Milliarden). In den USA lag es 1980 beim Doppelten des Bruttoinlandsproduktes, 2007 beim 4,5-Fachen.79 Unvorstellbare Mengen an Geld suchen nach Anlagemöglichkeiten. 2012 waren es dann rund 210 Billionen Dollar.80

Wo finden sie die? Unter anderem bei den ärmeren Schichten der Bevölkerung, die leiden schließlich unter schlechten Löhnen und verfügen über kein Vermögen. Oder bei Staaten, die ihre Ausgaben nicht hinreichend über Steuern finanziert bekommen. So konnte eine Weile lang trotz schlechter Einkommensverhältnisse ein massenhafter Konsumboom in den USA die Wirtschaft am Laufen halten: Boom auf Pump!

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