Stille Tode: 3 Thriller Sammelband (German Edition) by Eva Lirot

Stille Tode: 3 Thriller  Sammelband (German Edition) by Eva Lirot

Autor:Eva Lirot [Lirot, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: UNKNOWN
veröffentlicht: 2016-10-30T23:00:00+00:00


14

Am Tag danach ...

»Das darf alles nicht wahr sein.« Devcon fuhr sich mit den Händen durch sein graues Gesicht. Viel Schlaf hatte er letzte Nacht nicht abbekommen. Aufgebracht, wie er gewesen war wegen des Penners, der sämtliche Spuren an dem blauen Müllsack kontaminiert hatte, der die neue Leiche ohne Kopf enthielt. Leiche Nummer drei. Und dann hatte der Mann mit seinen schmutzigen Fingern sogar noch in die Rumpfwunde der Toten gegriffen.

Elvira Heinig hieß sie. Ehemalige Chefin der in Kürze schließenden, großen Kaufhaus-Filiale in Frankfurts Innenstadt. Anlässlich dieses Beschlusses hatte es Heinigs Konterfei sogar bis in die BILD-Zeitung der Region Hessen geschafft. Übertitelt mit der reißerischen Schlagzeile: Marionette der Manager – rund siebzig Menschen landen im Nichts!

Devcon erinnerte sich dunkel an das Interview, das Heinig erst vor einigen Tagen in der Hessenschau gegeben hatte. Sympathisch war sie ihm nicht gewesen. Dafür hatte sie sich für seinen Geschmack zu aalglatt präsentiert. Auf der anderen Seite wusste er, dass man in einer Lage wie der ihren einen Stahlpanzer um das eigene Gemüt brauchte. Der Zorn des kleinen Mannes richtete sich immer gegen den erstbesten Feind, den er zu Gesicht bekam. Das war nicht anders als im Krieg, in dem die eigentlichen Befehlshaber selten aus ihrer Deckung krochen und stets nur die ihnen Untergebenen an die Front jagten.

Nun saß Devcon an seinem Schreibtisch, starrte auf den Bildschirm seines Computers und konnte nicht fassen, was er sah. Bei Facebook. Das große soziale Netzwerk, das auf ihn ähnlich verlockend wirkte wie Hämorrhoiden. Tatjana loggte sich ab und zu mal dort ein, um über irgendwelche Sprüche zu lachen und mit einigen ihrer Bekannten zu chatten. Devcon verstand bis heute nicht, was alle auf einmal gegen das gute alte Telefon hatten.

Ausgerechnet in dem angeblich so gut überwachten Datenmoloch war Sascha Grafert, der dort ebenfalls ein privates Profil unterhielt, auf einige Posts gestoßen, die spätestens seit der Enthauptung Elvira Heinigs nicht mehr als harmlose Blödelei abgetan werden konnten. Man sympathisierte offen mit dem Täter, »der endlich mal aufräumt in dem Saustall der freien Wirtschaft!« Bejubelte den Tod der »widerlichen Schlampe, die nix anderes verdient hat!« Und tat kund, dass »hoffentlich noch viele von diesen Ausbeutern dran glauben müssen!«

Devcon scrollte sich mit wachsendem Entsetzen durch diesen Sumpf aus tiefstem Hass und übelster Rechtschreibung, konnte kaum glauben, mit welcher Kraft und Vehemenz der anonyme Mob seinen Dreck in die Kommentarfelder schleuderte. Der Gipfel von all dem war das Profil eines gewissen »Fire Fighter«, dem es anscheinend große Freude bereitete, Menschen per Klick virtuell zum Tode verurteilen zu lassen.

Sascha Grafert, dem so leicht nichts den Appetit verdarb, und der sich gerade zwei belegte Brötchen in einer Bäckerei holte, hatte Devcon vor rund einer halben Stunde auf den offensichtlichen Zusammenhang dieser Hetz-Posts mit ihrem aktuellen Fall aufmerksam gemacht. Einer der Menschen, die mit knapp hundert Gefällt mir-Klicks virtuell gerichtet worden waren, hieß: Günter Lohmeier. Allerdings war die Verurteilung post mortem erfolgt. Die betreffende Statusmitteilung stammte von vorgestern. Und da war Lohmeier bereits mehrere Tage tot. Widerlicher Trittbrettfahrer, dachte Devcon grimmig, »Fire Fighter« würde gewaltigen Ärger bekommen, dafür würde er sorgen.



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