Sternenhimmeltage by Trish Doller
Autor:Trish Doller [Doller, Trish]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen Verlag, Hamburg
veröffentlicht: 2016-06-10T11:19:11+00:00
Kapitel 14
Ich liege mit dem Roman, den ich im Buchladen in der Stadt gekauft habe, und mit einer Decke gegen die Kälte, die sich in die Dezemberabende eingeschlichen hat – etwas, das mich an Florida überrascht und mir gefällt –, gemütlich auf dem Sofa, als es leise an meiner Tür klopft. Alex hat mich vor einer Weile angerufen, um mir zu sagen, dass er ausläuft, aber vielleicht ist er vorbeigekommen, um sich persönlich zu verabschieden. Ich lächele in mich hinein, als ich aufstehe und zur Tür gehe.
Es ist meine Mom.
Ich ziehe sie in den Wohnwagen, bevor sie irgendjemand sieht, und schließe die Außentür. Im Haus brennt zwar kein Licht, aber wer weiß, ob Greg nicht vom Fenster aus herübersieht, um sich zu vergewissern, dass ich mich nicht wieder davonschleiche.
»Mom, was machst du hier?«
Sie sieht schlimmer aus als beim letzten Mal, als ich sie gesehen habe. Ihr dunkler Haaransatz zieht sich ins Platinblond hinein und die Lichterkette lässt die Ringe unter ihren Augen, die wie Blutergüsse wirken, noch dunkler erscheinen. Ihre charakteristischen roten Lippen stechen in ihrem verbrauchten Gesicht zu stark hervor. Ich umarme sie, doch sie fühlt sich anders an. Schmächtig und gebrechlich, ein Herbstblatt, das in der Brise davonwirbeln könnte. Und sie erwidert die Umarmung nicht.
»Du hast es dir hier ja sehr nett gemacht.« Sie berührt eine herunterbaumelnde Ranke des Philodendrons, der über der Spüle hängt, und fährt mit den Fingerspitzen die Arbeitsfläche entlang zu dem Buch, das ich gerade lese. »Mehr hat es nicht gebraucht, um dich auf seine Seite zu ziehen, Callie? Ein paar Bücher und teure Geräte?«
»So ist es nicht.« Und doch frage ich mich plötzlich, ob ich mich von diesem ganzen Zeug tatsächlich habe verführen lassen.
Sie nimmt mein Handy und legt den Kopf schief. Ich kann mit dem Telefon ins Internet gehen. Es war teuer. »Oh?«
»Mom …«
»Du hast mich einfach im Gefängnis zurückgelassen.« Das Handy klappert, als sie es auf die Arbeitsfläche wirft. »Und hast dich mit ihm davongemacht, als würde ich gar nicht existieren.«
»Das stimmt nicht«, gebe ich zurück. »Ich hatte keine Wahl. Er ist mein Vater.«
Sie zündet sich eine Zigarette an und ich zucke zusammen, als ich an die Ministandpauke denke, die ich mir von Greg über mein angebliches Rauchen habe anhören müssen. Dann habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich mir überhaupt Sorgen mache, was er denken könnte. Vielleicht hat sie Recht. Sie bläst Rauch aus. »Man hat immer die Wahl, Callie.«
»Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun können?«
»Na ja.« Sie lässt sich auf das Sofa plumpsen und legt die Füße auf den Tisch. Das schwarze Velours ihrer Lieblingsballerinas ist verschlissen und die Absätze sind völlig abgelaufen. »Du bist immer noch hier, oder?«
Ich habe einen Teil des Taschengelds, das Greg mir gegeben hat, in meiner Gitarre versteckt und jetzt habe ich auch noch meinen Lohn vom Geschenkeladen. Es gibt keinen Grund, warum ich nicht gehen könnte.
»Es tut mir leid.« Ich setze mich neben sie, unsicher, warum ich mich entschuldige. Ich könnte sie fragen, wohin ich ihrer Meinung nach allein hätte gehen oder wie ich sie hätte finden sollen, aber so ist meine Mutter nun mal.
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