Seductio by Regina Meißner

Seductio by Regina Meißner

Autor:Regina Meißner
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: neobooks
veröffentlicht: 2015-10-21T16:00:00+00:00


Mrs. Harrison war gewiss schon fünf Minuten verschwunden, als ich noch immer vor der Tür stand. Ich hegte wenig Interesse, Mr. Monroe zu begegnen, zu gut erinnerte ich mich an seine barsche Art. Die Wahrscheinlichkeit, dass Tante Grace ihn mit Informationen versorgt hatte, war gering, aber momentan musste ich nach jedem Strohhalm greifen, der sich mir bot. Und wie ich es auch drehte und wendete, Mr. Monroe war einer dieser Strohhalme.

Schrill und unangenehm drang die Klingel an meine Ohren. Mein Herz begann zu klopfen, als ich abwartend vor der Tür stand. Ein Teil von mir hoffte, Mr. Monroe nicht antreffen zu müssen, doch zeitgleich waren polternde Schritte zu vernehmen. Schwungvoll riss jemand die Tür auf, sodass ich erschrocken zurückschreckte. Mr. Monroe stand im Rahmen und sah mich zornig an.

„Schon mal was von Mittagsruhe gehört?“, keifte er mir entgegen.

„Äh … tut mir leid, ich …“

„Na, was ist denn jetzt?“ Mein Blick fiel unfreiwilligerweise auf Mr Monroes Brusthaare, die zuhauf unter dem unvorteilhaften Muskelshirt herausschauten. Meine Verzweiflung wuchs. Ungeduldig schlug er mit der Hand gegen den Türrahmen. Ein undefinierbarer Geruch umgab ihn.

„Ich wollte gern mit Ihnen reden“, startete ich einen lahmen Versuch.

„Sind Sie von der Wohlfahrt oder was? Wollen Sie, dass ich Ihnen Geld spende? Organe? Eine Leber vielleicht?“ Er spuckte mir entgegen.

Es kostete mich einige Mühe, ruhig zu bleiben und nicht die Contenance zu verlieren.

„Mr Monroe“, sagte ich mit mehr Nachdruck und Selbstbewusstsein, als ich hatte. „Ich muss dringend mit Ihnen reden. Es wird nicht lange dauern, aber es ist sehr wichtig.“

„Von mir bekommen Sie gar nichts!“, schrie er und war bereits im Begriff, die Tür ins Schloss fallen zu lassen. Ich reagierte blitzschnell, indem ich meinen Fuß in den Spalt stellte. Schmerz zuckte durch meinen Körper, als mich die Wucht seines Schlages traf.

„Gehen Sie raus aus meiner Tür!“, tobte er und zeigte mir seine Faust. „Sie haben überhaupt kein Recht, meine Wohnung zu betreten. Wenn das so weitergeht, sag ich es dem Vermieter. Nicht mal Ruhe hat man heutzutage.“

Vermieter. Bingo.

„Um ehrlich zu sein, wollte ich Sie genau das fragen. Wo wohnt der Vermieter dieses Hauses?“

„Wollen Sie bei uns einziehen oder was? Das würde ich mir zweimal überlegen. Das Erdgeschoss steht zwar leer, aber …“

„Wer hat denn früher im Erdgeschoss gewohnt?“, nutzte ich die Gunst der Stunde. Mein Herz klopfte, als ich ihn erwartungsvoll ansah.

„Wenn Sie glauben, dass ich aus dem Nähkästchen plaudere, haben Sie sich geschnitten!“

Dann eben nicht.

„Wo wohnt der Vermieter?“, wiederholte ich.

Mr. Monroe brummte.

„Verschwinden Sie, wenn ich es Ihnen sage?“

Ich nickte.

„Chesterlane 4.“

„Wo ist das?“

„Haben Sie nicht gesagt, dass Sie verschwinden?“

„Tut mir leid. Nur noch diese eine Information.“ Bittend sah ich ihn an. Er verdrehte die Augen.

„Buslinie 5. Und jetzt hauen Sie endlich ab!“

Ich konnte gerade noch meinen Fuß aus dem Spalt ziehen, bevor er die Tür mit solcher Wucht zuschlug, dass mir Hören und Sehen verging. Das Schränkchen, das im Flur stand, wackelte bedenklich. Mit einem Taschentuch wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. Ich hatte ja von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt! Trotzdem beeilte ich mich, das Haus zu verlassen.



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