Schwarzer Tod by Greg Iles

Schwarzer Tod by Greg Iles

Autor:Greg Iles
Die sprache: deu
Format: epub


28

Das Tarnflugzeug stürzte wie ein Nachtfalke aus dem dunklen Himmel und schoß in so steilem Sturzflug durch die unheimlichen Wolken, daß McConnell dachte, die Flügel würden abreißen jedenfalls kam es ihm so vor.

»Halten Sie sich an den Sitzen fest!« riet ihnen der Pilot.

McConnell schloß die Augen, während die Lysander weiter ratternd auf die Erde zustürzte. Das Flugzeug war gerammelt voll. Die Koffer mit den Anti-Gas-Anzügen und den gestohlenen Sprengmitteln hatten sie in den schmalen Raum hinter ihren Sitzen gepreßt. Der Koffer mit den Sauerstoffflaschen lag auf McConnells Schoß. Sein Seesack, der Verpflegung, seine Schmeisser und Zivilkleidung zum Wechseln sowie einige medizinische Mittel enthielt, stand neben ihm.

»Wird Ihnen schlecht?« fragte Stern mit lauter Stimme «Über das Dröhnen des Motors hinweg.

McConnell öffnete die Augen. Er fühlte sich wie ein Mann, der in den Tod springt, während Sterns Gesicht vollkommen unbeteiligt wirkte. Ob er selbst wohl auch so einen authentischen Nazi abgab wie Stern? McConnell trug die Uniform eines Untersturmführers und hatte Papiere dabei, die ihn als SS-Arzt auswiesen, aber er fühlte sich genauso deutsch wie ein Frankfurter Würstchen aus einer Fleischfabrik in Georgia. In der feldgrauen SD-Uniform und der Mütze, mit dem Eisernen Kreuz Erster Klasse an der Uniformjacke strahlte Stern eine finstere Autorität aus.

»Scheißflugzeug!« fluchte Stern laut und rückte die gefütterte Ledertasche und die Schmeisser auf seinem Schoß zurecht.

»Pech!« schrie der Pilot. »Dagegen konnte ich nichts machen!«

McConnell schwieg. Die Linie aus blaßblauem Licht am östlichen Horizont war Kommentar genug. Es wurde allmählich Morgen, und sie waren noch immer nicht gelandet. Die ganze Nacht war ein Rennen gegen die Zeit gewesen. Nach dem Treffen mit Churchill hatten sie einen kurzen Abstecher zu einem gesperrten Flugplatz gemacht. Dort hatten Brigadegeneral Smith und ein Adjudant sie an Bord eines gekaperten Junkersbombers gebracht. Der war laut Smith angeblich so geheim, daß sie nicht einmal den Piloten sehen durften. Die Junkers trug noch alle Original Luftwaffenmarkierungen, die für einen gefährlichen Flug aus dem britischen Luftraum sorgten, aber dafür war die Reise nach Schweden ereignislos verlaufen. Während des Fluges hatte Smith dem Piloten sogar befohlen, die Bombenschächte zu öffnen, damit er ihnen die deutschen Kriegsschiffe zeigen konnte, die nun schon seit Jahren versuchten, eine Blockade gegen England aufzubauen.

Ihr Problem begann erst in Schweden. Die Lysander, mit der sie von Schweden nach Deutschland fliegen sollten, die Maschine, in der sie jetzt saßen, hatte auf dem Rückweg von einem Einsatz ins besetzte Frankreich einen Motorschaden erlitten. Und weil die winzige schwarze Maschine nur ein Triebwerk hatte, hatten sie Stunden in einem eiskalten Schuppen warten müssen, während der Pilot und sein geheimnisvoller Kollege aus der Junkers das Problem behoben. Als sie endlich fertig waren, dauerte es nur noch eine Stunde bis zum Morgengrauen. McConnell schlug vor, bis zur nächsten Nacht zu warten, aber davon wollte Smith nichts wissen. Er schob sie praktisch in die Lysander und befahl dem Piloten, auf keinen Fall umzukehren.

McConnell hatte erwartet, unmittelbar über den Wellen zu fliegen, um so dem deutschen Radar auszuweichen, aber der Pilot sagte, das Risiko, von einem Boot der Kriegsmarine abgeschossen zu werden, wäre höher, als einem Nachtjäger über Deutschland zu begegnen.



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