Schuldlos ohne Schuld by Bornemark Kjell-Olof

Schuldlos ohne Schuld by Bornemark Kjell-Olof

Autor:Bornemark, Kjell-Olof [Kjell-Olof, Bornemark]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-14T16:00:00+00:00


12

Wenn die Vorbereitungen für die Jagd getroffen sind und der Jäger seine mühsame Suche nach der Beute beginnt, ist er von großer Ruhe erfüllt. Er begibt sich mit festen, zielbewussten Schritten zum Jagdgebiet, und es gelingt ihm, den rastlosen Eifer, den er in sich fühlt, zu bezähmen. Nie sieht er sich um, wenn er seinen Wohnsitz verlässt.

Von denen, die die Morgendämmerung abwarten, bevor sie zu ihren Waffen greifen, wird ebenso wie von denen, die die nächtliche Jagd vorziehen, List und Verschlagenheit verlangt. Jäger bei Tageslicht haben nur dann nichts zu befürchten, wenn sie sich auf ihren scharfen Blick, vor allem aber auf ihre eigene Schnelligkeit und die ihrer Waffen verlassen können. Sie treten am liebsten in größeren oder kleineren Gruppen auf. Allein sind sie zu sehr gefährdet. Ihnen fehlt sogar im Augenblick des Angriffs die Ausdauer, und ihr Spürsinn ist begrenzt. Dafür schrecken sie ihre Beute mit wildem Rufen und viel Lärm auf, wenn sie sie aus dem Dickicht oder dem Versteck, in dem sie sich verbirgt, hochjagen wollen.

Wenn der Abend kommt, kehren sie in ihre Quartiere zurück, um wichtigtuerisch, aber in großer Eintracht ihre Beute zu verzehren. Danach ergeben sie sich oft einer grässlichen Sauferei. Erst im Morgengrauen schließen sie die Augen und sinken in den Schlaf, um von den sonnenbeschienen Jagdgründen zu träumen.

Wie anders verhält sich dagegen der nächtliche Jäger! Für ihn ist die Dunkelheit ein nützlicher Schutz, wenn er lautlos einer Spur nachgeht und seine Beute verfolgt. In punkto Sehkraft, Gehör und Wachsamkeit ist er dem Tagesjäger weit überlegen. Die im Hellen auf die Jagd gehen, werden trotz ihrer Vorsicht aus größerer Entfernung oder im steppigen Gelände allzu leicht entdeckt. Warnrufe ermöglichen die Flucht der Beute, und wer sich verteidigen kann, bewaffnet sich. Die Wehrlosen fliehen.

Der nächtliche Jäger ist ein Totschläger, der von niemandem gesehen und gehört wird. Wenn er sein Opfer ausgespäht hat, kann er es stundenlang unentdeckt verfolgen, um den geeigneten Augenblick abzuwarten, an dem sich die Beute in Sicherheit glaubt und sich deshalb auf die mondbeschienenen Lichtungen oder an die offenen lebensspendenden Wasserstellen hinauswagt. Sein Angriff ist blitzschnell und der tödliche Schlag kommt so überraschend und so endgültig, dass die Beute keine Zeit zum Widerstand hat oder auch nur zu begreifen, dass sie sterben wird.

Nicht aus Feigheit tarnt sich der Nachtjäger in der Dunkelheit und wartet scheinbar arglistig den richtigen und für das Opfer überraschenden und folgenschweren Augenblick ab. Für ihn existieren weder Wut noch Feigheit. Dies sind die beiden Seiten einer Eigenschaft, die dem Totschläger trotz seiner Geduld und Ausdauer fehlt – der Besinnung. Da er derjenige ist, der die Gefahr hervorruft, kann er nicht verstehen, wie sie eine Bedrohung seiner selbst bedeuten soll. Er fürchtet den Angriff nicht, und er rechnet nicht mit den Folgen, falls er keinen Erfolg hat. Für ihn existiert die Zukunft in diesem Augenblick nicht. Nur das Jetzt gilt.

Manchmal kommt es vor, dass der Jäger und auch die Beute sich verirren. In solchen Situationen kann niemand voraussagen, was geschehen wird. Wenn jemand vom richtigen Weg abgekommen ist, vermindert er unwillkürlich die Wachsamkeit und sucht die Erkennungszeichen, die ihn wieder zurückführen.



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