Schmetterlinge im Gepaeck by Stephanie Perkins

Schmetterlinge im Gepaeck by Stephanie Perkins

Autor:Stephanie Perkins [Perkins, Stephanie]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 3570402142
Google: t20SAgAAQBAJ
Barnesnoble:
Herausgeber: Cbj
veröffentlicht: 2014-01-12T23:00:00+00:00


Kapitel achtzehn

Ich ermutige ihn. Und ich kann nicht damit aufhören.

Warum kann ich nicht damit aufhören?

Ich drücke meinen Handteller an die Haustür, lehne dann auch die Stirn dagegen und lausche seinen hinabsteigenden Schritten hinter mir. Sie sind gemächlich, ohne Eile. Ich bin diejenige, die uns das Leben schwer macht. Die, die diese Freundschaft erschwert. Aber er ist derjenige, der immer wieder zurückkommt. Eigentlich ist er doch viel zu klug dafür. Er sollte wissen, dass es an der Zeit ist, die Sache abzuhaken und sich von mir fernzuhalten.

Ich will nicht, dass er sich fernhält.

Was will ich eigentlich? Die Antworten sind vage und unlesbar. Das Einzige, was ich auf keinen Fall will, ist, dass jemandem das Herz gebrochen wird. Ihm nicht und mir ganz bestimmt auch nicht. Er muss sich von mir fernhalten.

Ich will nicht, dass er sich fernhält.

»Der junge Bell hat sich gemacht«, sagt Norah.

Ich schrecke zusammen. Sie liegt auf der türkisfarbenen Chaiselongue, die vor dem Erkerfenster steht. Wie lange ist sie schon dort? Sie muss uns gesehen haben. Hat sie uns auch gehört? Sie sieht ihm nach, bis er vermutlich verschwunden ist, und wendet sich dann mir zu.

»Du siehst müde aus, Lola.«

»Musst du gerade sagen.«

»Auch wieder wahr.«

Aber sie hat recht. Ich bin völlig fertig. Wir schauen uns an. Ich sehe sie nur verschwommen, aber was ich erkenne, reicht mir. Das graue Shirt sitzt ihr locker über der Brust und sie hat sich in eine der wärmenden alten Steppdecken von Andys Großmutter gewickelt. Ihre langen Haare und dünnen Arme sind schlaff. Alles an ihr hängt herunter. Es ist, als hätte ihr eigener Körper sie zurückgewiesen.

Was sie wohl sieht, wenn sie mich anschaut?

»Weißt du, was wir brauchen?«, fragt sie.

Es gefällt mir nicht, dass sie das Wort »wir« benutzt. »Was denn?«

»Tee. Wir brauchen Tee.«

Ich seufze. »Ich brauche keinen Tee. Sondern mein Bett.«

Norah zieht sich hoch. Sie ächzt, als täten ihr die Gelenke weh, als wären sie so alt wie die Decke über ihren Schultern. Sie nimmt meinen Arm und ich zucke zusammen. Das warme, tröstliche Gefühl von Crickets Hand verschwindet und wird durch ihren feuchten, knochigen Griff ersetzt. Sie führt mich in die Küche, und ich bin zu k. o., um mich zu wehren.

Norah zieht einen Stuhl vom Tisch zurück. Ich lasse mich darauf fallen.

»Ich bin sofort wieder da«, sagt sie. Ich höre, wie sie die Treppe hinaufsteigt und meine Zimmertür öffnet. Bevor ich mich aufregen kann, ist die Tür schon wieder zu. Norah kommt zurück und reicht mir eine meiner Brillen.

Ich bin überrascht. »Danke.«

»Was ist mit der passiert, mit der du gegangen bist?«

»Jemand ist draufgetreten.«

»Jemand ist auf deine Brille getreten?« Jetzt klingt sie ärgerlich.

»Meine Güte, natürlich nicht mit Absicht.« Ich mache ein finsteres Gesicht. »Sind meine Eltern noch bei ihrer Verabredung?«

»Wahrscheinlich. Warum sollte mich das interessieren?« Sie lässt Wasser aus dem Hahn in den kupfernen Teekessel laufen und stellt ihn mit mehr Wucht als nötig ab. Der Herd wackelt.

»Ihr habt euch wieder gestritten«, vermute ich.

Norah gibt keine Antwort, aber die Art, wie sie in ihrer Teeschachtel wühlt, ist voller Wut und Groll.

In ihrer Teeschachtel.



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