Rückkehr von den Sternen by Stanisław Lem & Maria Kurecka

Rückkehr von den Sternen by Stanisław Lem & Maria Kurecka

Autor:Stanisław Lem & Maria Kurecka [Lem, Stanisław & Kurecka, Maria]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Gelesen, Heidrun, Roman, Übersetzung
ISBN: 9783843707930
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 2012-12-31T22:00:00+00:00


V

Ich klopfte an Olafs Tür.

»Wenn es kein Fremder ist – herein!« hörte ich seine Stimme. Er stand nackt in der Mitte des Zimmers und spritzte aus einer Flasche seinen Körper mit einer hellgelben, sofort flaumig erstarrenden Flüssigkeit ein.

»Diese flüssige Wäsche, wie?« sagte ich. »Wie kannst du bloß!«

»Ich habe kein zweites Oberhemd mit«, brummte er. »Magst du das nicht?«

»Nein. Und du?«

»Mein Oberhemd wurde zerrissen.«

Auf meinen erstaunten Blick fügte er mit einer Grimasse hinzu: »Dieser lachende Kerl, weißt du.«

Ich sagte kein Wort mehr. Er zog seine alte Hose – die ich noch vom »Prometheus« kannte – an, und wir gingen hinunter. Auf dem Tisch lagen nur drei Gedecke, und im Speisezimmer war niemand zu sehen.

»Wir werden vier sein«, wandte ich mich an den weißen Roboter.

»Nein, mein Herr. Herr Marger ist fort. Die Dame, Sie und Herr Staave sind nun zu dritt hier. Darf ich servieren, oder soll man auf die Dame warten?«

»Wir warten lieber«, beeilte sich Olaf zu antworten.

Anständiger Kerl. Das Mädchen kam gerade herein. Sie hatte dasselbe Röckchen wie gestern an, und ihr Haar war etwas feucht, als sei sie aus dem Wasser gekommen. Ich stellte ihr Olaf vor, der sich ruhig, würdevoll gab. Nie würde ich es schaffen, so würdevoll zu sein. Wir unterhielten uns. Sie sagte, daß ihr Mann jede Woche drei Tage lang aus beruflichen Gründen wegfahren müsse und daß das Wasser im Schwimmbecken, trotz der Sonne, nicht so warm sei, wie es sein könnte. Dieses Gespräch riß bald ab, und obwohl ich mir die größte Mühe gab, konnte ich kein weiteres Thema finden. Ich saß und aß nur, die beiden gegensätzlichen Gestalten mir gegenüber. Ich merkte, daß Olaf sie ansah, aber nur, wenn ich mit ihr sprach und sie mich anschaute.

Sein Gesicht war ganz ausdruckslos, als dächte er die ganze Zeit an etwas anderes.

Zum Schluß des Mittagessens kam der weiße Roboter und sagte, das Wasser im Schwimmbecken würde für den Abend gewärmt sein, wie Frau Marger es sich gewünscht hatte. Frau Marger dankte und ging nach oben. Wir blieben zu zweit. Olaf sah mich an, und wieder wurde ich schrecklich rot.

»Wie ist denn das bloß«, meinte Olaf, indem er sich die von mir angebotene Zigarette in den Mund steckt, »daß ein Kerl, der fähig war, in dieses stinkende Loch auf Kerenea einzusteigen, ein alter Gaul – nein, nein, kein Gaul! –, ein altes Nashorn vielmehr, von einhundertfünfzig Jahren, auf einmal anfängt…«

»Bitte, laß das sein«, brummte ich. »Wenn du es genau wissen willst: ich würde da noch einmal hineinsteigen, aber…« Ich beendete den Satz nicht.

»Gut. Werde nichts mehr sagen. Ehrenwort. Aber weißt du, Hal, verstehen kann ich dich. Und würde wetten, daß du nicht weißt, warum …«

Mit dem Kopf deutete er in die Richtung, in der sie verschwunden war.

»Warum?«

»Ja. Weißt du es?«

»Nein. Du aber auch nicht.«

»Doch. Soll ich’s sagen?«

»Bitte. Nur keine Schweinereien dabei.«

»Du bist wohl wirklich verrückt«, entrüstete sich Olaf. »Die Sache ist doch ganz einfach. Du hattest nämlich schon immer diesen Fehler – was unter deiner Nase war, hast du nicht gesehen, nur immer dort, weit in der Ferne, alle diese Cantoren, Korybasileen …«

»Mach kein Theater.



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