Poor Economics by Abhijit Banerjee & Esther Duflo

Poor Economics by Abhijit Banerjee & Esther Duflo

Autor:Abhijit Banerjee & Esther Duflo [Banerjee, Abhijit & Duflo, Esther]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783641098841
Herausgeber: Albrecht Knaus Verlag
veröffentlicht: 2012-12-04T23:00:00+00:00


Warum wollen arme Menschen keine Versicherung?

Ein möglicher Grund für die geringe Nachfrage nach Versicherungen: Die Regierung hat den Markt kaputt gemacht. So argumentieren üblicherweise die Nachfragewallahs: Wenn Märkte nicht funktionieren, ist wahrscheinlich eine Überversorgung durch Regierungen und internationale Organisationen daran schuld. Denn wenn es zu einem Unglück kommt, leisten diese guten Seelen freundlichen Beistand, und darum brauchen die Menschen eigentlich keine Versicherung.

In schlechten Monsunjahren wetteifern indische Distrikte tatsächlich um die Anerkennung als »von Dürre betroffene Gebiete«, weil sie so an staatliche Hilfen kommen können. Auf staatlichen Baustellen werden Jobs geschaffen, man verteilt Nahrungsmittel und so weiter. Doch das ist nur ein kleiner Teil dessen, was Arme benötigen. So wird die Regierung nur bei großen Katastrophen aktiv, aber nicht wenn ein Wasserbüffel stirbt oder jemand von einem Auto überfahren wird. Und selbst die Katastrophenhilfe reicht meistens nicht aus, wenn sie bei den Armen ankommt.

Ein anderer möglicher Grund wäre, dass die Armen das Prinzip von Versicherungen nicht richtig verstehen. In der Tat funktionieren Versicherungen völlig anders als die Geschäfte, die die Armen sonst tätigen: Man bezahlt für etwas, von dem man hofft, dass man es nicht braucht. Als wir uns mit den SKS-Kunden unterhielten, hörten wir oft, sie seien verärgert, dass sie ihre Versicherungsprämien nicht zurückerhielten, obwohl sie im vergangenen Jahr keinen Schadensfall gemeldet hätten. Sicher könnte man die hinter Versicherungen stehende Idee besser erklären, andererseits ist nur schwer vorstellbar, dass Menschen, denen es gelungen ist, das Schlupfloch im SKS-System zu entdecken, das Grundprinzip von Versicherungen nicht verstehen. Im Rahmen seiner Bemühungen, Wetterversicherungen zu verkaufen, entwickelte Robert Townsend einen Test, mit dem er herauszufinden versuchte, ob sein Gegenüber verstand, wie eine Versicherung arbeitet. Bei seinem Besuch las er dem Bauern die Beschreibung einer hypothetischen Versicherung (eine Temperaturversicherung) vor und stellte dem potenziellen Kunden dann mehrere einfache Szenarien vor und fragte, wann die Versicherung wohl zahlen würde und wann nicht. Seine Gesprächspartner gaben in drei Viertel der Fälle die richtige Antwort. Schwer zu sagen, ob ein Durchschnittsamerikaner oder -franzose besser abgeschnitten hätte. Daher überrascht es nicht, dass die Versuche, die Wetterversicherung besser zu erklären, keinen Einfluss auf die Bereitschaft der Bauern hatten, eine solche abzuschließen.20

Die Bauern hatten sehr wohl verstanden, wie die Versicherung funktioniert, sie wollten sie schlicht nicht haben. Allerdings waren sie in ihrer Entscheidung manchmal relativ leicht zu beeinflussen. Ein einfacher Hausbesuch, ohne besondere Verkaufsanstrengungen, vermochte den Anteil derer, die eine Wetterversicherung abschlossen, zu vervierfachen. Auf den Philippinen schlossen zufällig ausgewählte Haushalte, die zuvor einen Fragebogen mit vielen gesundheitsbezogenen Fragen ausgefüllt hatten, wesentlich häufiger eine Krankenversicherung ab als solche, die keinen Fragebogen erhalten hatten. Vermutlich hatten diese Fragen die Leute daran erinnert, was alles passieren kann.21

Warum lassen sich die Armen – trotz der Winke mit dem Zaunpfahl – so selten von den Vorteilen einer Versicherung überzeugen, obwohl für sie so viel auf dem Spiel steht?

Das Hauptproblem ist unserer Meinung nach, dass der Markt – aus den Gründen, die wir weiter vorne erläutert haben – nur Versicherungen gegen katastrophale Ereignisse anbieten kann. Das zieht eine Reihe von Schwierigkeiten nach sich.

Glaubwürdigkeit ist immer



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