Patricia Vanhelsing - Vier Abenteuer: Romantic Thriller by Alfred Bekker

Patricia Vanhelsing - Vier Abenteuer: Romantic Thriller by Alfred Bekker

Autor:Alfred Bekker
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-21T05:00:00+00:00


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Es war schon sehr spät, als ich nach Hause kam. Zu Hause, das war die verwinkelte, im viktorianischen Stil errichtete Villa von Tante Lizzy, die mich seit dem frühen Tod meiner Eltern wie ihre eigene Tochter aufgezogen hatte.

Die Parkettbohlen knarrten, als ich die Haustür hinter mir gelassen und den Flur betreten hatte.

Aus der Bibliothek kam noch Licht durch einen schmalen Türspalt.

Die gesamte Villa - mit Ausnahme jener Räume, die ich bewohnte - wurde größtenteils von Tante Lizzys okkultistischem Privatarchiv ausgefüllt. Sie sammelte alles, was mit übersinnlicher Wahrnehmung oder unerklärlichen Phänomenen zu tun hatte. In erster Linie waren das Bücher. Magische Geheimschriften, Beschreibungen absonderlicher Rituale, Berichte über unerklärliche Vorkommnisse... Zum Teil uraltes okkultes Gedankengut war in diesen dicken, staubigen und von Tante Lizzy zu liebevoll restaurierten Folianten zu finden, die sich dicht an dicht in den Bücherregalen drängten. Dazu kam noch ein umfangreiches Pressearchiv, dass beinahe jeden Artikel beinhaltete, der in den letzten Jahrzehnten zu diesem Themenbereich erschienen war.

Ergänzt wurde dieses Archiv noch durch eine recht eigentümlich wirkende Sammlung okkulter Gegenstände.

Kristallkugeln, Pendel, Statuen von grimmig dreinblickenden Götzen... All das unterbrach hin und wieder die langen Reihen dickleibiger Ledereinbände.

Viele dieser Gegenstände hatte ihr auf einer Forschungsreise verschollener Mann Frederik mitgebracht, der ehedem ein berühmter Archäologe gewesen war. So reihten sich in diese seltsame 'Ausstellung', die eine Art Mischung zwischen Geisterbahn und Bibliothek darstellte auch zahlreiche archäologische Fundstücke. Von grimassenhaft dreinblickenden hölzernen Totems bis hin zu Tonscherben mit geheimnisvollen, nie entschlüsselten Schriftzeichen.

Ich bewohnte die obere Etage der Villa, die ich manchmal scherzhaft als 'okkultfreie Zone' bezeichnete.

Im Vergleich mit Tante Lizzys Bereich wirkten meine Räumlichkeiten nämlich richtig konventionell...

Ich stieß die Tür zur Bibliothek vorsichtig auf und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Da waren mehrere runde Tischchen mit dazu passenden, zierlich wirkenden Sesseln im viktorianischen Stil. In einer Ecke stand ein Schreibtisch, an dessen Ecken sich Schnitzereien von seltsamen Zwitterwesen befanden, die groteske Mischungen zwischen Tier und Mensch darstellten. Tante Lizzy hatte diesen Tisch aus einem Nachlass erworben, in der Hoffnung, hier den legendären Schreibtisch des französischen Astrologen Guy de Savigniere gefunden zu haben, in dem sich angeblich ein Geheimfach befinden sollte, das eine okkulte Schrift von geradezu unschätzbarem Wert enthielt.

Leider hatte Tante Lizzy dieses Fach bis heute nicht gefunden.

"Tante Lizzy?", fragte ich.

Sie stand auf einer Trittleiter, um einen großen Folianten zurück ins oberste Regal hineinzustellen.

Sie sah zu mir hinunter und ein Lächeln flog über ihr Gesicht.

"Patti! Ich habe dich kommen hören..."

Sie stieg von der Leiter herunter und kam auf mich zu.

"Das sah ja halsbrecherisch aus", meinte ich.

"Mach dir keine Sorgen, Patti! So alt bin ich nun auch noch nicht, dass ich nicht ein paar Stufen eine Leiter hinaufsteigen kann..." Sie seufzte, wandte einen kurzen Blick zurück zur Leiter und schaute mich dann nachdenklich an. "Du kommst spät heute."

"Ja, ich weiß", sagte ich.

Und dann erzählte ich ihr in knappen Worten von dem Toten, der in Richmond ans Ufer getrieben worden war. Sie hörte mir mit nachdenklichem Gesicht zu. Als ich geendet hatte, nickte sie wissend und meinte: "Jetzt willst du sicher wissen, wo sich diese Maske befindet, die du als junges Mädchen auf dem Dachboden gefunden hast.



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