Online wartet der Tod by Alafair Burke

Online wartet der Tod by Alafair Burke

Autor:Alafair Burke [Burke, Alafair]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-05-30T04:00:00+00:00


Megan Quinn war allein in ihrer Wohnung, als der Doorman anklingelte. Zehn, neun, acht, sieben … Sie kreuzte die gestreckten Beine in der Luft und passte sich dem Atemrhythmus der gelenkigen Pilates-Trainerin auf der DVD an. Sechs, fünf, vier, drei … Wieder meldete sich die Klingel. Zwei, eins.

Sie holte tief Luft und zog die Knie in Richtung Bauch. Dann drückte sie den Pausenknopf der Fernbedienung, wischte sich eine Schweißperle von der Stirn, stemmte sich von der blauen Matte hoch, die sie auf dem Wohnzimmerboden ausgerollt hatte, und eilte zur Gegensprechanlage. »Hallo?«

»Lieferung.«

»Ich habe nichts bestellt, Lewis.«

»Er hat gesagt, 32 M.«

»N. Wahrscheinlich hat er N gesagt, Lewis, wie Nicht M. Wie Nie für Megan, immer für den Nachbarn.« Der Mann gegenüber bestellte sich fast jeden Abend etwas zu essen, und zwar bei immer neuen Lieferanten. Und fast jeden zweiten Abend rief der Doorman fälschlicherweise sie an, um sie darauf vorzubereiten.

»Heute ist es kein Essen. Es sind Blumen.«

»Dann ist es ganz bestimmt nicht für mich.«

»Tut mir leid.«

»Kein Problem.«

Megan hängte den Hörer zurück und sah in den Spiegel, der neben der Gegensprechanlage befestigt war. Sie presste die Handflächen gegen ihre vollen Wangen, bis sich um Lippen und Nase das Fett zusammenschob. Dabei fragte sie sich, wann und wie sie zu diesem Fett gekommen war und wie lange es dauern würde, bis sie es wieder loswurde. Es hatte eine Zeit gegeben, da war sie dünn gewesen. Selbstbewusst. Sie saugte die Wangen nach innen und zog die leicht gefurchte Haut über ihrer Stirn glatt, und so sah sie für einen Moment aus wie das junge Mädchen, das in Colorado vom Festwagen gewinkt hatte, während ihr Freund eine Comedy-Version von Mandy sang, in der Oh, Mandy durch Oh, Megan ersetzt wurde. In letzter Zeit schämte sie sich derart für ihr Aussehen, dass sie sich regelrecht davor fürchtete, einen Mann zu treffen, der möglicherweise der Richtige war. Er konnte sie als zu dick zurückweisen, und dann hatte sie ihre Chance verpasst.

Sie wandte sich vom Spiegel ab und sagte sich, dass die Tage ihres Selbsthasses endlich gezählt waren. Sie war jetzt bei den Weight Watchers. Sie machte Pilates. Sie fühlte sich von Tag zu Tag besser. Sie hatte sich sogar gezwungen, in der Mittagspause shoppen zu gehen und ein paar Sachen für den Übergang zu kaufen, weil die alten ihr schon langsam zu weit wurden. Kleine Schritte. Noch drei Monate, und sie würde ihr Wunschgewicht erreicht haben. Dann würde sie sich komplett neu einkleiden.

Gerade als sie sich wieder auf ihrer Übungsmatte niedergelassen hatte, klopfte es an der Tür. »Wer ist da?«, rief sie.

»Lieferservice.«

Der Mann, der da etwas lieferte, sprach auch nicht besser Englisch als Lewis. Das ging ihr durch den Kopf, während sie sich aufrappelte. Sie beugte sich vor zum Spion und sah, dass der Strauß das Profil des Mannes verdeckte. Zu erkennen war nur der braune Schopf.

»Die sind nicht für mich. Vielleicht für 32 F.« Da wohnte die langhaarige Schlampe mit dem Chihuahua, der gepiercten Zunge und den vielen Freunden.

»Sie sind für dich, Megan. Ich bin’s, Greg. Von FirstDate.



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