Numbers - Den Tod im Blick: Den Tod im Blick by Rachel Ward

Numbers - Den Tod im Blick: Den Tod im Blick by Rachel Ward

Autor:Rachel Ward [Ward, Rachel]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller, lesenswert, Retail, Jugend
ISBN: 3551520070
Herausgeber: Carlsen Verlag GmbH
veröffentlicht: 2010-03-18T23:00:00+00:00


KAPITEL 20

Ich war noch nie in Afrika und hab gesehen, wie sich eine Hyäne in den Kadaver einer Antilope verbeißt, aber ich nehme an, wenn Spinne ein warmes Frühstück verschlingt, sieht das ganz ähnlich aus. Er benutzte seine Gabel wie eine Schaufel und unterbrach das Schlingen nicht mal, um zu atmen oder sonst was zu tun, sondern schaufelte nur alles in sich rein, einfach rein. Schließlich sah er zu mir hoch. Ich hatte mein Frühstück noch nicht mal angerührt.

»Was ist los mit dir? Du willst mir doch nicht erzählen, dass du keinen Hunger hast?« Ein Bläschen Eigelb rann ihm aus dem Mundwinkel.

»Nein, ich genieß nur den Anblick – es sieht phänomenal aus.« Und das stimmte. Nach der ganzen Zeit da draußen in der Wildnis, wo wir bloß Chips, Kekse und Schokolade gegessen hatten, war dieses Frühstück einfach zu schön anzusehen: ein paar plumpe Würste, die vor Fett glänzten; das perfekt gebratene Spiegelei, schön das Weiße und Gelbe getrennt, Speckstreifen, zu knusprigen Wellen gebraten; ein Batzen Bohnen, aus dem sich die Soße langsam über den Teller verteilte.

Spinne schnaubte und sein Bläschen Eigelb wuchs zu einem Tropfen an. »Du bist verrückt. Hau rein.« Er wedelte mit seiner Gabel in Richtung der Frau hinterm Tresen, die vermutlich Rita war, und rief: »Hey, könnten wir auch noch ein bisschen geröstetes Brot dazu haben?«

»Kommt sofort!«, antwortete sie fröhlich, eine Frau, die ganz eindeutig glücklich war, wenn sie sah, dass Menschen ihr Essen genossen.

Ich schnitt in das Ende einer Wurst, stieß ein unfreiwilliges seliges Stöhnen aus, als der erste Bissen den Gaumen berührte, und arbeitete mich dann kontinuierlich vorwärts. Rita kam hinter ihrem Tresen vorgewatschelt und brachte einen Teller geröstetes Brot. Sie gehörte zu den Menschen, die fast breiter als hoch wirken, und ihre gewaltige Brust – die kaum in das karierte Männerhemd passte – wölbte sich unter der Schürze. Ihre Beine waren nackt unter dem quadratisch geschnittenen Leinenrock, an den Füßen trug sie flauschige Pantoffeln, deren rosa Plüschfell an etlichen Stellen bekleckert und verklebt war, wo der gebratene Speck runtergespritzt hatte.

»Soll ich noch mal nachschenken?«, fragte sie mit einem Nicken in Richtung unserer Teebecher.

»Bitte«, sagte Spinne und schob seinen Becher näher an den Tischrand. Sie schlurfte hinüber zum Tresen und holte die große silberfarbene Teekanne. Die braune Flüssigkeit dampfte, als sie im Bogen in unsere Becher floss. Das Café war leer bis auf uns und sie schien es nicht eilig zu haben, wieder zurück hinter den Tresen zu kommen.

»Habt ihr im Freien geschlafen?«, fragte sie. So wie sie es sagte, war es kein Vorwurf, sondern nur eine freundliche Frage.

»Ja«, sagten wir beide gleichzeitig.

Sie ließ sich auf einem Stuhl vom Tisch gegenüber nieder.

»Müsst ihr nicht vielleicht jemanden anrufen? Ihr könnt gern mein Telefon benutzen. Kostenlos.«

Spinne legte seine Gabel auf dem Rand des Tellers ab. »Danke, aber wir haben Handys.«

Ich musste plötzlich an Val denken, wie sie in der Küche auf ihrem Hocker gesessen hatte, den Aschenbecher voll Zigarettenkippen, mit diesem Blick in den Augen, als wir wegfuhren.

»Wenn irgendwo jemand auf eine Nachricht von euch wartet, dann ruft lieber an.



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