Nofretete und ihre Zeit by Philipp Vandenberg

Nofretete und ihre Zeit by Philipp Vandenberg

Autor:Philipp Vandenberg [Vandenberg, Philipp]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-06T00:00:00+00:00


Teje (links), Echnaton und Nofretete. Neben Tejes Stuhl steht ihre Tochter Beketaton, bei Nofretete sieht man zwei Töchter des Herrscherpaares. Zeichnung von Norman Davies nach einer Darstellung in einem Privatgrab von Amarna.

Der junge Pharao

AMENOPHIS III. WAR BESTATTET. SEIN NACHFOLGER HIESS Amenophis IV. Aber sogar in Mitanni, Assur, Chatti und Babylon war bekannt, daß Teje die Herrschaft ausübte. Der vierte Amenophis – hieß es – sei noch zu jung, um den Staat zu lenken. Er war bei seinem Regierungsantritt etwa zwölf Jahre alt. Allerdings ist kaum anzunehmen, daß Teje die Macht, die sie nunmehr beinahe ein Jahrzehnt in Händen hielt, abgegeben hätte, selbst wenn Amenophis älter gewesen wäre.

Das Grab des Huja, des »Verwalters des Hauses, des Doppelten Schatzhauses und des Harems der großen königlichen Gemahlin Teje«, mit seinen ungewöhnlich zahlreichen und präzisen Wanddarstellungen, verrät ein Geheimnis, das schon im 14. Jahrhundert v. Chr. tabu war: Aufgrund von Bildbeschreibungen kann die Errichtung von Hujas Grab ziemlich genau auf das Jahr 12 der Regierung Echnatons, also das Jahr 1352 v. Chr., datiert werden. Trotzdem wird Echnatons Mutter Teje in diesem Grab immer noch als »des Königs Mutter und große königliche Gemahlin« bezeichnet.

Beim abendlichen Schlummertrunk sitzt Teje Echnaton gegenüber, Nofretete muß sich mit einem Platz hinter Echnaton begnügen. Eine Jubelinschrift lautet: »Lob deinem Ka, o Herrin der beiden Länder, welche die beiden Länder erleuchtet mit ihrer Schönheit, die Königinmutter und große Königin Teje.«

Zärtlich nimmt Echnaton seine Mutter Teje bei der Hand und führt sie in den Sonnenschatten-Tempel von Amarna, gefolgt von Tejes Tochter Beketaton, die große Pflanzenblätter trägt.

Diese Darstellung, auf der Sohn und Mutter sich zärtlich bei der Hand halten, läßt die Frage aufkommen, ob das Verhältnis Tejes zu Echnaton nicht über eine normale Mutter-Sohn-Beziehung hinausging. Der amerikanische Psychoanalytiker Immanuel Velikovsky stellt in einer umfangreichen Untersuchung fest, daß Echnaton einen ausgeprägten Ödipuskomplex hatte und zu seiner Mutter sexuelle Beziehungen unterhielt. Seine These ist nicht so einfach von der Hand zu weisen. Sie erhellt jedenfalls die sonst unerklärliche Tatsache, daß Teje noch zwölf Jahre nach dem Tod ihres Mannes als »die große Gemahlin des Königs, der sie liebt« bezeichnet wird. Mit der Doppelkrone auf dem Haupt zeigt sie ohnehin, wer die Macht über Ober- und Unterägypten ausübt; denn wo Echnaton und Nofretete auf den Darstellungen in Hujas Grab erscheinen, tragen sie nur schlichte Kappen und als einziges Machtsymbol die Uräusschlange.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.