Mythor - 114 - Traumlawine by Haensel Hubert

Mythor - 114 - Traumlawine by Haensel Hubert

Autor:Haensel Hubert
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-09-28T04:00:00+00:00


*

Wenig später, nachdem ihr Drachenboot im Wirbel der Schweren Luft verschwunden war, brachen sie auf. Anfangs kamen sie gut voran, doch schon bald wurde der Boden morastig. Unzählige kleine Tiere flohen vor ihnen.

Dürres Gehölz säumte ihren Weg. Die knorrigen Äste trugen keine Blätter, sondern waren von einer gelben Schicht überkrustet, die zum Teil bizarre Formen angenommen hatte.

»Kristalliner Schwefel«, stellte Nexapottl fest.

Es gab die unterschiedlichsten Gebilde. Hier hing der Schwefel in dicken Trauben von den Bäumen herab, dort hatten sich mannshohe Säulen gebildet, und wieder anderswo schien er zu dünnen, faltigen Vorhängen erstarrte, die wie Zerrspiegel wirkten.

Joby fand das alles wunderbar. In dieser Hinsicht besaß er noch die Naivität eines Kindes.

Dampf stieg aus Bodenspalten auf. Es stank abscheulich, aber mit der Zeit gewöhnte man sich daran.

Das Land war gleichmäßig eben und ohne die kleinste Erhebung.

Trotzdem reichte die Sicht nie weiter als wenige Dutzend Schritte.

Mit der Zeit wurde es merklich wärmer. Schwärme von Stechfliegen stürzten sich auf die drei Wanderer, die sich wütend der lästigen Plage zu erwehren versuchten. Erfolglos, wie die vielen rasch anschwellenden Stiche auf der nackten Haut bewiesen.

Joby trottete verbissen neben dem Steinmann einher. Er gab sich Mühe, Schritt zu halten. Immer wieder warf Sadagar ihm forschende Blicke zu, aber der Junge beklagte sich nicht, so sehr ihn der schnelle Marsch auch anstrengen mochte.

Allmählich sanken ihre Füße tiefer ein; der Boden wurde schwammiger. Die Spuren, die sie hinterließen, füllten sich mit brackigem Wasser. Es roch nach Moder und Verwesung. Fauliger Schlamm bedeckte bald ihre Beinkleider bis zu den Knien.

»Vor uns scheint ein Sumpf zu liegen«, meinte Nexapottl. »Wir sollten ihn umgehen, auch wenn uns dadurch Zeit verlorengeht.«

Das feuchte Gelände begünstigte den Pflanzenwuchs. Üppig blühende Sträucher lösten bald die höheren Gewächse ab. Die Blütenkelche verströmten einen süßlichen Duft, der nicht allein die Insekten anlockte. Ehe Sadagar es sich versah, steckte Jobys Arm bereits bis zum Ellenbogen in einem der Kelche. Wahrscheinlich glaubte der Junge, daß es da irgend etwas zu klauen gab.

Im nächsten Moment schrie er gellend auf. Sein Gesicht verzerrte sich zur schmerzerfüllten Grimasse.

Der ganze Strauch geriet in Bewegung. Wurzelstränge schlugen nach den Beinen des Jungen, wickelten sich um seine Hüfte. Verzweifelt versuchte er, seinen Arm aus der Blüte zu befreien, doch die Umklammerung, in der er gefangen war, wurde nur fester.

Eine geifernde Öffnung entstand im Stamm der Pflanze. Als Sadagar Joby zurückzerren wollte, griffen die Fangarme auch nach ihm.

Er riß zwei seiner Wurfmesser aus dem Gürtel und schleuderte sie. Beide trafen ihr Ziel. Klebriger Pflanzensaft verspritzte nach allen Seiten.

Joby wurde hochgewirbelt. Keuchend rang er nach Atem.

Ein drittes Messer bohrte sich tief in den aufgerissenen Schlund der Pflanze. Ziellos peitschten Wurzelstränge durch die Luft. Joby bekam wieder Boden unter die Füße. Nexapottl packte zu und half, ihn zu befreien.

Die Pflanze wurde zusehends schwächer. Aber überall ringsum begann es jetzt zu rascheln. Viele Gewächse gerieten in zuckende Bewegungen.

»Nichts wie weg von hier!« Der Königstroll zog Joby einfach hinter sich her.

»Meine Messer«, erinnerte Sadagar.

»Laß sie.«

Aber der Steinmann hörte nicht. Mit wenigen Schritten war er bei dem aufgeplatzten Stamm und schob seine Wurfmesser hastig in den Gürtel zurück.



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