Mystic City 3 – Schatten der Macht by Theo Lawrence

Mystic City 3 – Schatten der Macht by Theo Lawrence

Autor:Theo Lawrence
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-01T16:00:00+00:00


Teil II

Für manche Überzeugung lohnt es sich zu sterben, aber für keine lohnt es sich zu töten.

Albert Camus

12

Als ich aufwache, dröhnt mir der Schädel und ich weiß nicht, wo ich bin.

Ich sehe einen Schreibtisch und einen massiven weißen Kleiderschrank mit schwarzen Türknäufen. Dann spüre ich etwas Kaltes, Nasses auf der Stirn.

»Guten Morgen«, sagt Ryah.

»Oh …« Ich seufze erleichtert. »Du bist es.«

Ich blinzele und dann erkenne ich auch, wo ich bin: in unserem Schlafraum im Rebellenversteck. Ich liege unter einem weißen Laken, das frisch gewaschen duftet, und einer grün und pink gestreiften Wolldecke. Unwillkürlich taste ich nach meinem silbernen Herzmedaillon. Es ist noch da, zum Glück. Ich schließe meine Hand darum und halte es fest.

Ryah setzt sich neben mich aufs Bett und betupft mir mit einem feuchten Lappen die Stirn, die Wangen und die Schultern. »Wie fühlst du dich?«

»Wie von einer Gondel überfahren«, antworte ich. »Oder als wäre mir ein Hochhaus auf den Kopf gefallen.«

»Oh …«, sagt Ryah, »versuch einfach, nicht daran zu denken.«

Ryah sieht schon viel besser aus, nicht mehr so blass. Sie trägt ein Top in knalligem Pink und einen langen Jeansrock. Der Verband über ihrem linken Auge ist verschwunden. Stattdessen ziert nun eine mit Glitzersteinchen besetzte schwarze Augenklappe ihr Gesicht. Ihre Verletzungen verheilen für eine Mystikerin nur sehr langsam.

»Na, wie gefällt dir meine Augenklappe?«, fragt sie.

»Sie … glitzert.«

»Was du nicht sagst!« Sie lacht. »Das soll sie ja auch!«

»Was macht dein Auge?«, frage ich.

Sie betastet vorsichtig ihre Augenklappe. »Na ja, es ist noch da. Immerhin. Aber lass uns jetzt nicht über mich reden.« Sie wringt den Lappen über einer Metallschüssel aus und legt ihn zur Seite. »Wir haben uns alle große Sorgen um dich gemacht.«

»Wieso das denn?«, frage ich.

»Hm, mal scharf nachdenken. Vielleicht weil du zwei Tage durchgeschlafen hast?«

»Was? Niemals!«

»Doch. Zwei ganze Tage. Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist?«

»Es gab eine Explosion«, antworte ich. »Häuser sind eingestürzt. Ich habe versucht, die Gebäude wieder aufzurichten, erst allein, dann sind mir die anderen zu Hilfe gekommen.«

»Du warst gerade mit Hunter auf einem Dach, als du ohnmächtig geworden bist«, sagt Ryah. »Er hat dich hergebracht und eine Krankenschwester aus der Notfallstation war gestern den ganzen Tag bei dir.« Sie schluckt. »Wir wussten nicht, ob du durchkommst.«

»Sei nicht albern.« Als ich versuche mich aufzurichten, schießt ein höllischer Schmerz durch meinen Körper. »Mir geht es gut.«

»Dir geht es überhaupt nicht gut«, erwidert Ryah. »Und ich weiß, wovon ich rede. Aber du lebst noch. Wir beide leben noch.« Sie bückt sich nach der Schüssel und dem Lappen. »Ich sage den anderen, dass du wach bist. Die werden ausflippen.«

»Sag mal, Ryah, das andere Hochhaus … ist es etwa auch …?«

Ryah greift mit der freien Hand nach ihrer Krücke und stemmt sich hoch. »Ruh dich aus. Damit du bald wieder fit bist.« Auf dem Weg zur Tür dreht sie sich noch einmal um. »Ich bin froh, dass wir dich wiederhaben.«

»Und ich bin froh, dass wir dich wiederhaben«, antworte ich.

Ryah lächelt und verlässt das Zimmer.

Zwei Tage, denke ich. Ich habe zwei Tage geschlafen.

Die Erinnerungen an die



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.