Meine Nacht mit Anna. Eine Hunde-Geschichte by Michaela Schwarz

Meine Nacht mit Anna. Eine Hunde-Geschichte by Michaela Schwarz

Autor:Michaela Schwarz [Schwarz, Michaela]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman, Geschichten, niedlich, charmant, Hund, Jack Russell, Labrador, Liebe, Welpen, eBooks
ISBN: 978-3-96053-196-8
Herausgeber: dotbooks GmbH
veröffentlicht: 2016-12-13T23:00:00+00:00


Richtige Todesangst hatte ich jedoch nur einmal. Es muss kurz nach Hankos Tod gewesen sein, als Mo den Park, so gut es ging, mied und mit mir häufiger zum großen Wasser fuhr. Mir gefiel es am großen Wasser. Nirgends konnte man besser Vögel aufscheuchen, und Kies und Sand unter den Füßen taten auch gut. Irgendwo unter dem Sand musste der große weiße Knochen liegen. Da war ich mir ganz sicher. Ich buddelte auch an den unmöglichsten Stellen – sehr zum Missfallen meiner Herrin. Danach trieb sie mich ins Wasser, damit mein Fell wieder sauber wurde, doch auch das gefiel mir. Schiffe zogen in einiger Entfernung vorbei, von denen Hunde herunterkläfften, Angeber, die so taten, als würde das große Wasser ihnen gehören, dabei waren sie lediglich auf der Durchreise.

Besonders, wenn es heiß war, konnte es kein größeres Vergnügen geben, als sich ins Wasser zu stürzen. Mo warf mir Steine oder Stöcke hinein, und ich jagte hin und her und versuchte sie zu erwischen, ein Spiel, das ich stundenlang hätte spielen können. Leider verlor Mo meistens recht schnell die Lust. Menschen haben immer zu viele Pläne, zu viele Dinge, die sie von dem Eigentlichen abhalten.

Das große Wasser war nicht ungefährlich, vor allem wenn ein Schiff vorbeifuhr. Mitunter wurde man ganz schön hin und her geworfen, doch eigentlich passte ich immer auf, dass mein hübscher Kopf über Wasser blieb. Einmal allerdings kam es zu einem folgenschweren Missverständnis zwischen Mo und mir. Sie hatte mir einen Stock geworfen, hinter dem ich herraste, als ich aus den Augenwinkeln bemerkte, dass sie einen anderen Gegenstand vom Boden nahm, weit ausholte und ihn weit in den Fluss schleuderte. Erst später begriff ich, dass es eine kaputte Flasche war, die sie nur vom Strand weg befördern wollte. Keinesfalls sollte ich diesen Gegenstand einfangen. Doch ich jagte ins Wasser und schwamm weiter hinaus, um mir meine neue Beute zu sichern. So sehr hatte Mo mich noch nie gefordert. Ich hörte sie schreien, aber weil mich eine Welle erfasste, klang es eher wie eine Anfeuerung denn wie der dringende Ruf, sofort zurückzukommen. Ich sah, wie der Gegenstand ein gutes Stück vor mir versank, und versuchte noch schneller zu schwimmen. Dann tauchte dunkel und bedrohlich ein riesiges Schiffsungetüm rechts von mir auf, das ich vorher überhaupt nicht registriert hatte. Die Welle, die neben dem Schiff herlief, warf mich herum und tauchte mich unter. Ich schluckte so viel Wasser, wie ich an zwei Tagen normalerweise nicht trinke. Irgendetwas traf mich am Kopf, ein rostiger Blechkanister, dann schaffte ich es, meine Schnauze wieder über Wasser zu bekommen. Ich rang nach Luft, doch sofort erwischte mich die nächste Welle, die weiß und wild war. Ich wurde förmlich in die Tiefe gesogen. Was vorher oben gewesen war, geriet plötzlich nach unten. Ein Fisch trieb vorbei und schaute mich mitleidig an. In meinem Körper war ein Schmerz, den ich nie zuvor gespürt hatte. Kein Biss, nicht einmal der Stich, als ich mir einmal einen langen Stock in den Hals gerammt hatte, war so schrecklich schmerzhaft gewesen. Es war, als hätte ich zwei grobe Menschenhände in mir, die an meinen Eingeweiden zogen.



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