Mehr Licht: Das Lebenswerk des »Roten Itting« (German Edition) by Grafe Roman

Mehr Licht: Das Lebenswerk des »Roten Itting« (German Edition) by Grafe Roman

Autor:Grafe, Roman [Grafe, Roman]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Mitteldeutscher Verlag
veröffentlicht: 2013-05-05T00:00:00+00:00


Sonja Itting „Die kleine Mutti hat die ganze Familie zusammengehalten und über die schweren Zeiten gebracht. Sie ist mit dem Vater durch dick und dünn gegangen. Er war unheimlich stolz auf die Frau. Sie war zwischen alldem eingespannt und hat es mit innerer Liebe getan und aus Überzeugung.“

Gotthardt Itting, Januar 1949 „Mittwochs und sonntags gibt es meistens Pellkartoffeln. Vor lauter Gier, Hunger und weil die Nerven so fertig sind, zittere ich dann so, dass ich die Kartoffeln mit den primitiven Mitteln gar nicht richtig schälen kann. Nach kurzem Schälversuch verschlinge ich dann die Kartoffeln vor lauter Gier mit den Schalen, Keimen und allem Dreck, der dran ist. Und wenn alles verschlungen ist, atmet man auf und wird wieder etwas ruhiger. Ein richtiges Tier ist man geworden. Man stiert hoffnungslos vor sich hin, da man ja machtlos ist, und wartet und wartet auf Erlösung …“

Franz Itting ist im Gefängnis Amthordurchgang in der Zelle 51 gemeinsam mit zwei weiteren Häftlingen eingesperrt. Nur schwer hält er das Untätigsein aus, der Kopf kommt nicht zur Ruhe, die Zeit will nicht vergehen. Kalt ist die Zelle, der Notdurftkübel stinkt, auf dem Gang lärmt es Tag und Nacht: Stiefelschritte, Schlüsselrasseln, Kommandos.

Kerngesund war Franz Itting bei seiner Verhaftung, nun leidet er weiter unter Durchfall, Kopfschmerzen, Schwindelanfällen und starkem Hautjucken infolge der Unterernährung. Knapp fünfzig Kilo wiegt Franz Itting, als er Mitte Februar 1949 ins Waldkrankenhaus Gera eingeliefert wird.

Seine neue Zelle empfindet er als Folterkammer: Auf engstem Raum stehen vier Betten, kein Wasser, keine Sonne, pausenlos klappert die Geschirrspülung im Raum nebenan. In die Freistunde lässt man den Gefangenen Itting nicht: Wer ins Freie kann, hat nichts mehr in Krankenhaus zu suchen, hört er die Wachtmeister sagen.

„Hier fängt es sachte an, Frühling zu werden“, schreibt ihm Gertrud Itting. „Wie könnte es doch schön sein auf der Welt! Aber man hat schon beinahe keine Freude mehr daran.“

Franz Itting „Gera, Waldkrankenhaus, 14.5.49. Liebe Gertrud! Ich habe sehr große Freude gehabt über Deinen Besuch am Dienstag. Für alles Mitgebrachte danke ich Dir herzlichst. Das Schrotbrot ist sehr gut. An dem Zipfelchen Wurst kaute ich drei Tage, es war ein Genuss. Den Eiergeschmack konnte ich zuerst gar nicht fassen, den hatte ich auch verlernt bzw. vergessen. Ich verstehe es einfach nicht mehr, dass Du nicht jede Woche Sprecherlaubnis bekommst, nachdem die Beweiserhebungen doch beendet sind.

Man will doch jetzt, das heißt die Thüringer Herren in Weimar, nichts anderes, als uns verurteilen, um uns dann alles kostenlos abnehmen zu können. So hat sich die Clique die Sache gedacht.“

Rund drei Millionen Mark beträgt das Vermögen der Itting KG im Frühjahr 1949.23 Die Belegschaft soll Anfang Juni 49 „abstimmen“, ob der Betrieb „landeseigen“ werden sollte. Von zweihundertvierzig Angestellten sind nur achtzig anwesend – die Mitarbeiter in den Außenstellen sind nicht informiert worden.

Die anwesenden Arbeiter fordern zunächst einmal Auskunft über den Verbleib ihres Chefs und wessen er beschuldigt werde. Daraufhin erscheint die Kriminalpolizei. Eine geheime Abstimmung wird untersagt. Unter diesen Bedingungen enthalten sich siebenundvierzig Mitarbeiter der Stimme. Zweiunddreißig Angestellte stimmen für den „landeseignen Betrieb“. Einer, Kurt K., stimmt offen dagegen, er ist Vater von sieben Kindern.



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