Lupton, Rosamund by Tess Liebste

Lupton, Rosamund by Tess Liebste

Autor:Tess Liebste
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Das Büro ist überheizt, Sonnenschein strömt durch das Fenster herein und wärmt es zusätzlich, sodass ich ganz schläfrig werde. Ich stürze meinen Kaffee herunter und versuche, schnell wieder wach zu werden.

»Und dann sind Sie zu Simons Wohnung gegangen?«, fragt Mr Wright.

Er gleicht offenbar das, was ich ihm erzähle, mit den Aussagen anderer Zeugen ab, um zu sehen, ob die zeitlichen Abläufe übereinstimmen.

»Ja.«

»Um ihn wegen der Medikamente zu befragen?«

»Ja.«

Ich klingelte bei Simon, und als eine Putzfrau an die Tür kam, trat ich einfach ein, als wäre das mein gutes Recht. Wieder machte mich die üppige Einrichtung sprachlos. Ich hatte schließlich eine Zeit lang in Deiner Wohnung gewohnt und war materiellem Reichtum gegenüber nicht mehr ganz gleichgültig. Simon saß in der Küche an einer Frühstücksbar. Er wirkte erschrocken, als er mich sah, doch dann schien er sich zu ärgern. Sein Babygesicht war immer noch unrasiert, aber das fand ich einfach nur affektiert, genau wie die Piercings.

»Hast du Tess Geld für Babysachen gegeben?«, fragte ich. Diese Frage war mir gerade erst beim Betreten der Wohnung eingefallen, und ich fand sie mehr als angebracht.

»Was machst du hier, wieso platzt du einfach so herein?«

»Die Tür war offen. Ich muss dir noch ein paar Fragen stellen.« »Ich habe ihr kein Geld gegeben. Einmal habe ich es versucht, aber da wollte sie es nicht nehmen.« Das klang beleidigt und somit glaubhaft.

»Weißt du, wer ihr das Geld gegeben hat?«

»Keine Ahnung.«

»War sie müde an dem Tag im Park?«

»Gott. Was soll denn das?«

»Ich will nur wissen, ob sie müde war, als du dich mit ihr getroffen hast.«

»Nein. Sie war nervös, wenn überhaupt etwas.«

Dann hatte er Dir das Beruhigungsmittel also später gegeben, als Simon schon weg war.

»Hat sie halluziniert?«, fragte ich.

»Ich dachte, du glaubst nicht, dass sie eine postnatale Psychose hatte?«, höhnte er.

»Hatte sie?«

»Du meinst, abgesehen davon, dass sie in den Büschen einen nicht existierenden Mann gesehen hat?«

Ich gab keine Antwort. Sein Ton war so ironisch, dass er geradezu hässlich klang. »Nein, abgesehen davon wirkte sie völlig normal.«

»Man hat Beruhigungsmittel und PCP in ihrem Blut gefunden. Man nennt das auch Wack, Angel Dust –«

Er reagierte unmittelbar und überzeugt. »Nein. Das stimmt nicht. Tess war eine puritanische Spießerin, was Drogen betraf.« »Aber du nimmst welche, oder?«

»Und?«

»Dann wolltest du ihr vielleicht etwas geben, damit es ihr besser ging, irgendein Getränk? Mit etwas darin, von dem du dachtest, dass es hilft?«

»Ich habe ihr gar nichts in irgendwelche Getränke gemischt. Ich habe ihr kein Geld gegeben. Und ich möchte, dass du jetzt gehst, bevor das hier aus dem Ruder läuft.« Er versuchte, einen Mann zu imitieren, der mehr Autorität besaß, seinen Vater vielleicht.

Als ich über den Flur ging, kam ich an einer offenen Schlafzimmertür vorbei. Dort sah ich an der Wand ein Foto von Dir, auf dem Dir das Haar offen über den Rücken hängt. Ich betrat das Zimmer, um mir das Foto anzusehen. Es war offensichtlich Simons Zimmer; die Kleider waren ordentlich zusammengelegt, die Jacken hingen auf hölzernen Bügeln – ein geradezu obsessiv ordentlicher Raum.

Über eine Wand verlief ein Spruchband, auf dem in gestochener Schönschrift stand: »The Female of the Species«, »das Weibchen der Spezies«.



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