Low by Pofalla Boris

Low by Pofalla Boris

Autor:Pofalla, Boris [Pofalla, Boris]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Metrolit
veröffentlicht: 2015-03-11T16:00:00+00:00


„Wie fühlt sich das an?“

Annika sitzt neben mir auf dem Sofa in der Küche, das mit einem weißen Bettlaken abgedeckt ist. Ich weiß nicht mehr, wie ich die Treppen hinaufgekommen bin oder warum Jamie nicht da ist. Gerade habe ich ihr von den Kristallen erzählt und wie sie sind: so stark, dass es mir fast ein wenig Angst macht.

„Als ob ich flüssig wäre. So fühlt sich’s an.“

„Ob noch was an deinem Mund dran ist? Dann könnte ich vielleicht auch flüssig werden.“

„Könnte sein“, sage ich und sehe, wie sich die Poren auf meinem Arm aufrichten, als sie ihn berührt. Ich fasse in ihre Haare, die sehr weich sind, und an die Stelle, wo ihr Schlüsselbein hervortritt und die Brust in den Hals übergeht. Beides fühlt sich unheimlich zart und gut an. Ich weiß nicht, ob das am MDMA liegt oder was immer das war, aber ihr Mund schmeckt toll, nach Wein und Pot, und ich kann nicht aufhören ihn zu küssen, selbst als ich den Geschmack von Blut auf der Zunge spüre.

Annika gibt einen hellen Laut von sich. Aus den Augenwinkeln sehe ich Jamie hereinkommen, eine Weinflasche in der Hand, die er drohend über dem Kopf hält wie einen Knüppel. Sein Stirnband ist verrutscht, das Gesicht gerötet.

„Was glaubst du, was du da machst?“, knurrt er.

Ich lasse Annika los. Alle Kraft entweicht aus meinem Körper. Ich versuche aufzustehen, aber meine Beine sind wie Butter, die in der Sonne schmilzt. Während ich über eine plausible Antwort nachdenke, steht Jamie bereits vor uns und sieht auf mich herunter. Sein Ledergürtel ist genau auf der Höhe meiner Augen, er zieht ihn mit einem Ruck aus dem Hosenbund, ein geflochtenes, abgegriffenes Ding.

„Was glaubst du, was du da machst?“, wiederholt Jamie. Er setzt die Weinflasche an den Mund und trinkt. Ich kann die Schluckbewegung sehen, seinen Kehlkopf, der sich vor und zurück bewegt, den Ansatz seines Bartes, die beiden unterhalb des Schlüsselbeins tätowierten Worte „The Fall“. Er lässt den Wein in sich hineinlaufen, und als er die Flasche endlich absetzt, beugt Jamie sich zu mir herunter und küsst mich voll auf die Lippen. Rotwein strömt aus seinem Mund in meinen, aber nicht schnell, wie man es beim Kiffen macht, sondern ganz langsam. Ich schlucke; der Wein ist scharf im Hals und auch kein besonders guter, aber Jamie ist hartnäckig. Er nimmt meinen Kopf in beide Hände, reibt seine Nase an meiner Wange und beißt in meine Unterlippe. Als er meinen Kopf wieder loslässt, rinnt mir Wein den Hals herunter. Ich sehe zu, wie Jamie ein Tütchen mit denselben Kristallen hervorzaubert, die Dean mir gegeben hat. Annika fährt mit dem Finger hinein und leckt ihn ab. Ich knöpfe ihr Hemd auf, und schließlich landen wir alle auf dem Boden, der sich hart und klebrig anfühlt.

Jamie öffnet meine Jeans und streift sie ab. Ich sehe die Küchenlampe wie einen Stern über dem Herd leuchten, die Reflexionen leerer Flaschen, einen braunen, muskulösen Arm, weiche Locken, verwaschene Armbändchen von Festivals, die Haut hell, wo die Sonne nicht hinkam. Annika sieht mich an, während Jamie seinerseits aus dem Tütchen nimmt.



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