Lord Limbus by Stephan Russbült

Lord Limbus by Stephan Russbült

Autor:Stephan Russbült [Russbült, Stephan]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-0717-7
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2015-08-31T16:00:00+00:00


17.

ANTWORTEN

Reuben überlegte, wem er als Erstes wehtun sollte. Die leblose Landschaft des Limbus half ihm dabei, seine Gedanken zu ordnen. Er fühlte sich wie ein Grünschnabel, der dem Scherz seines Lehrmeisters auf den Leim gegangen war und sich jetzt dem Spott aller Beteiligten ergeben musste. Jetzt musste er nur noch herausfinden, wer sein Lehrmeister war. Die Auswahl war nicht sonderlich groß.

»Wo ist dieser hässliche Drilling hin?«, fragte er eines der Skelette, die im Limbus zurückgeblieben waren. Reuben glaubte, das es sich bei dem Untoten um Dorst, den Zimmermann aus Frostkrone handelte, doch wirklich sicher war er sich nicht. Das Gesicht des Untoten war einfach zu unkenntlich geworden.

Das Skelett zeigte wortlos auf einen Hügel aus Sand und Geröll. Reuben verspürte wenig Lust auf ein Versteckspiel. Er wollte endlich wissen, was hier vor sich ging, und wenn das nicht möglich war, dann wollte er wenigstens spüren, wie die Haut des kleinen Gnoms unter seinen Fingern verrottete. Am Besten beides.

Reuben sah sich nach den beiden Kindern um, die er mitgebracht hatte. Der Junge hatte versucht, sich von seinen Bewachern loszureißen, als sie durch das Tor im Limbus getreten waren. Reißer war hinter ihm her gehechtet, und in seiner Panik war der Junge gestürzt und mit dem Kopf auf einen Felsen geschlagen. Das kleine Mädchen hockte nun bei ihm, doch er hatte immer noch nicht wieder sein Bewusstsein zurückerlangt. Sie hielt ihn in ihren Armen und streichelte ihm sanft über die Stirn. Immer wieder huschte ihr Blick über ihre Entführer, als ob sie nicht glauben konnte, was passiert war. Wahrscheinlich wollte sie es auch nicht glauben. Reuben hätte es selbst nicht getan, wenn er es nicht am eigenen Leib spüren würde.

Egal wie unglaublich die Geschichte war, die die Kinder ihm erzählen konnten, zuerst musste er sich abreagieren. In diesem Zustand der unfassbaren Wut, die er in sich brennen spürte, würde er sie nur zu Tode ängstigen. Er wollte ihnen die Zeit lassen, sich an die neue Umgebung und den Tod, der sie umgab, zu gewöhnen. Jedenfalls ein wenig.

»Wo bist du, du widerliche kleine Ratte?«, brüllte er. »Gru, zeig dich, ich habe nämlich keine Lust, deine drei kleinen Ärsche aus dem Staub zu ziehen.«

Irgendwo hinter dem Hügel polterten einige Steine. Kurz darauf schob sich ein kleiner haarloser Schädel hinter der Erhebung hervor.

»Du bist schon zurück«, sagte Gru mit einiger Verwunderung in der Stimme. »Ich hatte noch nicht mit dir gerechnet. Ich will nicht hoffen, dass etwas schiefgegangen ist.«

»Fragt sich nur, was man unter schiefgegangen versteht«, fauchte Reuben. »Wir sind erneut in einen Hinterhalt geraten, und nur die Hälfte von uns hat es zurückgeschafft. Priester hat es auch erwischt. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, das du das alles schon wusstest, bevor wir überhaupt durch dieses Tor verschwunden sind. Ich will Antworten von dir, und zwar sofort. Und was noch wichtiger ist: Antworten, die mein morscher Kopf auch versteht, und nicht irgendwelches seherische Gefasel.«

Gru kroch aus seinem Versteck hervor, und Reuben wurde sofort bewusste, dass er mit seinen Vermutungen nicht ganz verkehrt lag. Der linke Drilling war plötzlich gut einen Kopf größer als seine beiden Brüder.



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