Koidl, Roman Maria by WebAttack
Autor:WebAttack
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Trend 3: E-Volution des Handels â Amazon, Zalando und ich schrei zurück!
Umstürze, neue Ideen und Konzepte beginnen immer fröhlich, nämlich mit schallendem Gelächter. Als ich 1996 mit meinem Freund Dr. Klaus Fochler, einem Spezialisten für IT-Identity Management, den ersten Onlineshop entwickelt hatte, war das Gelächter groÃ. Ãber 100 Firmen schrieben wir mit unserer Idee an, Fabrikverkaufsläden von Markenherstellern zu Onlineshops zu machen, einem digitalen Factory-Outlet-Center. Keine einzige Firma hat geantwortet, das Projekt mussten wir wenig später einstellen.
2006, also zehn Jahre später, war die Welt voll mit Onlineshops aller Art, nur die Markenartikel-Industrie und der klassische Handel schliefen immer noch. Ein Blick der Bosse auf ihren Fabrikhof genügte: Die Paletten, die Tonnagen wurden schlieÃlich immer noch zu den groÃen Supermarktketten verfrachtet. Kaum vorstellbar, dass sich das ändert! Menge schlägt Wert, das war in den letzten 20 Jahren die betriebswirtschaftliche Formel in Handel und Konsumgüterindustrie. »Ach, Sie verkaufen nur im Internet«, beschied man mir herablassend auf der SüÃwarenmesse in Köln, während der Markt zugleich in ungeheuerlicher Weise explodierte.
Heute rennen groÃe Versandhändler wie OTTO dem einstigen Start-up Zalando hinterher, das 2012 einen Umsatz von fast 1,2 Milliarden Euro gemacht hat, doch erst 2008 gegründet wurde. OTTOs wahrer Horror jedoch ist Amazon, mit Umsatz auf Augenhöhe. Da treffen zwei Welten aufeinander. Bei OTTO geht es seit über 60 Jahren darum, einen Facheinkäufer zu beschäftigen, der Blusen und Hosen aussucht, die Kunden dann kaufen wollen. Ein Versandhandel mit Katalogseiten und beschränktem Platz für Artikel. Dazu braucht man eben Menschen, die sich mit Blusen und Hosen auskennen. Amazon braucht niemanden, der sich mit Ware auskennt, die kaufen ohnehin alle Bücher, die es gibt. Was nicht auf Lager ist, wird in 24 Stunden beschafft.
Online wird den stationären Facheinzelhandel nicht ersetzen, aber die herkömmlichen Einzelhändler werden sich etwas einfallen lassen müssen, um ihre Kunden zu begeistern. Derzeit leiden herkömmliche Händler darunter, teure Mieten, Personal und Ware vorzuhalten, während sich die Kunden gern ausführlich beraten lassen, um dann am heimischen Rechner auf Preisvergleichsseiten wie »Idealo« in Sekunden die Angebote Hunderter von Onlinehändlern zu vergleichen und dann zu kaufen: im Netz. Apps gibt es dazu natürlich auch. Barcode auf der Verpackung im Laden einscannen, sich von der App den günstigsten Preis verraten lassen und direkt mit den hinterlegten Kreditkartendaten ordern. Weil Händler darauf keine Lust mehr haben, gehen manche dazu über, für das Betreten des Ladens Geld, also Eintritt zu verlangen, der beim Bezahlen angerechnet wird. Eine so hilflose wie unwirksame Strategie.
Trotz des rasanten Wachstums im Onlinegeschäft und der unglaublichen Drift von Umsätzen in neue Vertriebskanäle sieht gleichwohl nicht jeder die Notwendigkeit, sich auf diesen Markt einzustellen. Erst neulich besuchte ich in der Nordostschweiz einen Hersteller von Schokoladenprodukten, Umsatz über 50 Millionen Schweizer Franken. »Onlineshop? Brauchen wir nicht. Dafür hatâs derzeit kein Budget. Wir bauen erst einmal ein Besucherzentrum für 10000 Besucher im Jahr.« Kosten: fünf Millionen Franken. 10000 Besucher im Jahr? Die hat ein guter Webshop pro Stunde.
Das Beispiel illustriert, wie tief der Graben zwischen den älteren Herren in den Dicker-Teppichboden-Etagen und einer jungen Generation ist, die eine gesamte Branche in weniger als fünf Jahren vollständig auf den Kopf gestellt hat.
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