Kirschwein Kuesse und andere Katastrophen by Katharina Mai

Kirschwein Kuesse und andere Katastrophen by Katharina Mai

Autor:Katharina Mai [Mai, Katharina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-01T22:00:00+00:00


Kapitel 10

Ich versuchte gerade ziemlich ungekonnt in meinem engen Rock an das dicht umlagerte Band zu kommen und mir mein Gepäck zu angeln, da sah ich Günter hinter der Scheibe aufgeregt winken.

Wie romantisch, er hatte eine langstielige rote Rose in der Hand.

Das versprach ja ein interessantes Wochenende zu werden, dachte ich so bei mir. Da raunte eine Stimme in mein Ohr „Kann ich ihnen behilflich sein?“ Oh, mein persönlicher Flugbegleiter. Ich schien ja einen starken Eindruck hinterlassen zu haben. Vielleicht tat es ihm auch nur leid, wie ich armes Würstchen da vor dem Band herum hampelte?

„Danke, das wäre ganz lieb von ihnen, mein Koffer saust nämlich schon das dritte Mal hier vorbei und ich komm einfach nicht ran.“ Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln.

„Das habe ich schon gesehen.“, schmunzelte er. Dann schob er sacht, aber doch bestimmt meine Vorderleute zur Seite und schnappte zielsicher meinen Koffer. Ich war happy, sowas nettes aber auch.

„Darf ich sie noch ein Stück begleiten?“, seine Augen bettelten

„Ich werde abgeholt.“ sagte ich bedauernd und das tat ich fast wirklich.

„Schade! Vielleicht sieht man sich mal. Ich wünsche Ihnen schöne Tage hier.“ Dabei gaben wir uns die Hand und etwas auffällig hielt er meine ziemlich lange.

„Na, du bist noch nicht mal richtig hier und hast schon die erste Eroberung gemacht, was?“ Täuschte ich mich oder klang Günter tatsächlich ein bisschen angebrannt?

„Das war nur mein Banknachbar aus dem Flieger.“, witzelte ich. „Er hat mich den ganzen Flug über so nett abgelenkt, dass ich gar keine Zeit mehr hatte, mich auf den Absturz vorzubereiten.

„Du alter Schiss Hase, hattest du etwa Angst?“ Günter lachte.

„I wo, überhaupt nicht.“, sagte ich selbstbewusst, aber ´ne Dusche wär jetzt nicht übel. Günter konnte wohl auch Gedanken lesen.

„Ich bring dich schnell in dein Hotel, da kannst du dich ein bisschen frisch machen. Und dann habe ich einen Tisch bei meinem Italiener bestellt. Ich hoffe, du magst italienisch?“

Und wenn´s hinterindisch oder Buxtehude Quarkmühle ist, das war mir völlig egal. Nur was essen, dachte ich begeisterungslos. Mein Magen war inzwischen ein großes schwarzes Loch.

Als Günter wenig später beim Hotel vorfuhr, drückte es mich vor Schreck in die Polster zurück. Er hatte mich doch tatsächlich in einem dieser Nobeldinger mit Boy und so einquartiert.

Jetzt bloß keine weichen Knie! Günter hatte sich schon meines Gepäcks bemächtigt und eilte an die Rezeption.

Ich taumelte ihm durch die Drehtür hinterher.

„Du hast Zimmer 1018, du kannst schon hochfahren. Das mit der Anmeldung mach ich fertig. Ich warte in der Hotelbar auf dich.“ Günter war auf einmal das reinste Organisationstalent, so kannte ich ihn ja gar nicht. Der Boy fuhr mit mir hoch und schloss mir mein Zimmer auf.

Nur gut, dass wenigstens hier die Klinke fest angeschraubt war, sonst wär ich dem Kleinen wahrscheinlich mit dem Ding in der Hand in die Arme gesunken. Das war kein Zimmer, das war ein Palast!

Schnell drückte ich ihm gönnerhaft etwas Trinkgeld in die Hand. Das hatte ich schließlich schon im Kino gesehen.

Kaum hatte sich die Tür geschlossen, warf ich mich mit Jubelschreien auf mein herrliches Bett und hopste dann wie ein wildgewordenes Känguru darauf herum.



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