Kind 44 by Tom Rob Smith

Kind 44 by Tom Rob Smith

Autor:Tom Rob Smith [Smith, Tom Rob]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-06-23T19:30:42+00:00


Die Augen des Mädchens waren offen. Blaue Augen.

Vielleicht hatte man ihre Mutter aus einer Stadt an der finnischen Grenze hierher versetzt, aus einer der balti-schen Regionen. Leo erinnerte sich wieder an den Aberglauben, dass das Gesicht des Mörders sich im Auge des Opfers verewigt. Er beugte sich näher vor und studierte die blassblauen Augen. Plötzlich war es ihm peinlich, und er richtete sich auf. Tjapkin lächelte.

»Wir gucken alle, die Ärzte genauso wie die Polizisten.

Auch wenn der Verstand uns sagt, dass wir da nichts finden werden, wollen wir doch alle sichergehen. Es würde Ihre Arbeit natürlich erheblich vereinfachen, wenn es stimmte.«

»Wenn es stimmte, würden die Mörder ihren Opfern einfach die Augen ausstechen.«

Leo hatte sich noch nie eine Leiche angesehen, jedenfalls nicht mit forensischem Interesse, und er wusste nicht, wie man da vorging. Die Verstümmelung schien ihm mit solcher Raserei durchgeführt worden zu sein, dass nur ein Wahnsinniger so etwas vollbracht haben konnte. Man hatte ihr den Körper aufgeschlitzt. Leo hatte genug gesehen. Warlam Babinitsch passte ins Bild. Die Erde musste er aus Gründen mitgebracht haben, die wohl nur er selbst verstand.

Leo wollte schon gehen, aber Tjapkin schien, nachdem er schon den ganzen Weg in den Keller hinabgestiegen war, nicht in Eile zu sein. Er beugte sich ein Stück weiter hinunter und musterte etwas, das eigentlich nur aussah wie eine zerhackte Masse aus Muskelfleisch und Gewebe. Mit der Spitze seines Füllfederhalters tastete er in dem verstümmelten Torso herum und untersuchte die Wunden.

»Können Sie mir sagen, was in dem Bericht stand?«

Leo holte seine Unterlagen hervor und las laut vor.

Tjapkin setzte seine Untersuchung fort. »Da wird nicht erwähnt, dass ihr Magen fehlt. Er wurde von der Speiseröhre abgetrennt und herausgeschnitten.«

»Wie gut wurde es gemacht? Ich meine ...«

»Sie meinen, ob das ein Arzt gemacht hat?« Leicht grinsend fügte er hinzu: »Kann schon sein, aber die Schnitte sind sehr dilettantisch geführt worden. Nicht gerade fachkundig. Allerdings würde mich überraschen, wenn der hier zum ersten Mal ein Messer in der Hand gehabt hätte, jedenfalls, um Fleisch damit zu schneiden. Die Schnitte sind nicht von einem Experten, aber trotzdem mit großer Sicherheit vorgenommen worden. Das waren keine zufälligen Schnitte, sondern gezielte.«

»Vielleicht ist es also nicht das erste Kind, das er umgebracht hat?«



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