Kells Legende: Roman (German Edition) by Andy Remic

Kells Legende: Roman (German Edition) by Andy Remic

Autor:Andy Remic [Remic, Andy]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-07-15T22:00:00+00:00


9

ARMEE DES NORDENS

König Leanoric saß auf seinem Streitross, auf dem Hügel direkt außerhalb der Ruinen von Alt-Valantrium, und dachte an seinen Vater. Im Nordosten sah er die schimmernden Türme von Valantrium, einer der reichsten und beeindruckendsten Städte von Falanor. Sie war von den besten Architekten und Baumeistern des Landes errichtet worden, ihre Straßen waren mit Marmor gepflastert, der unter großen Mühen in den Schwarzspitzen-Steinbrüchen im Südwesten dieser gewaltigen Gebirgskette gewonnen worden war.

Was würde mein Vater tun?, dachte er, während sich Verzweiflung wie ein Mantel über ihn legte.

Der König wendete sein Streitross ein Stück zur Seite und blickte nach Westen. Er konnte gerade noch in der Ferne die schimmernden Pflastersteine der Großen Nordstraße erkennen, die einige als sein bestes Werk bezeichneten. Es war eine einzelne, breite Prachtstraße, die etliche Meilen durch Hügel und Täler verlief, durch Wälder und Moore, das Land in zwei Hälften teilte und gleichzeitig Falanors Hauptstadt Vohr im Süden mit der größten nördlichen Universitätsstadt Jalder verband. Die Große Nordstraße war ein Haupt-Handelsweg und garantierte außerdem Schutz, da auf ihr Leanorics Soldaten patrouillierten. Durch ihren Bau war es gelungen, Strauchdiebe, Wegelagerer und Briganten zu vertreiben und sie entweder weiter nach Norden abzudrängen, in die wilde, unermessliche Hölle des Schwarzspitz-Massivs, oder nach Süden, über die Meere, wo sie andere Länder heimsuchten.

Was würde mein Vater tun?

Leanoric rieb sich sein stoppeliges Kinn, das Zeugnis ablegte von drei Tagen im Sattel, und wendete sein Pferd erneut. Jetzt hielt er Ausschau nach seinen eigenen Kundschaftern, die aus Alt-Skulkra und Corleth zurückerwartet wurden.

Die Gerüchte hatte ein alter Kaufmann auf einem halbtoten Pferd überbracht, und ein furchtsames Prickeln lief seitdem über Leanorics Rückgrat und seine Kopfhaut.

Eine Invasion!

Jalder war eingenommen!

Der König lächelte. Es war ein bitteres, zurückhaltendes Lächeln, als er an seine Adlerdivisionen dachte. Zwei Regimenter mit je achthundert Mann lagerten am Corlath-Moor, drei Tagesmärsche von Jalder entfernt. Ein weiteres Bataillon mit vierhundert Soldaten war an den Schwarzspitzen-Steinbrüchen im Westen des Massivs stationiert und konnte in etwa einer Woche in Jalder sein, etwas später, wenn es stärker schneite. Noch weiter im Norden, in der Nähe von Alt-Skulkra, lag eine Brigade von eintausendsechshundert Infanteristen, und dicht bei ihnen eine Division von fünftausend Mann, die unter dem Befehl des gerissenen alten Divisionsgenerals Terrakon standen. Und eine weitere Brigade führte gerade östlich des Valantrium-Moores ein Manöver durch.

Er konnte innerhalb von zwei Wochen weitere vier Brigaden aus dem Süden von Vohr ausheben und dann mit nahezu zwanzigtausend Soldaten Jalder angreifen. Das war die gesamte Armee von Falanor. Zwanzigtausend schwer bewaffnete, kampferprobte Soldaten, Infanteristen, Kavalleristen und Pikeniere. Aber … Was, wenn das nun nicht mehr als die wilden Fantasien eines betrunkenen, schwachsinnigen alten Kaufmanns waren? Irgendeines Mistkerls, der berauscht von Karissia Blau war, der Schaum im Mund hatte und dem der Rausch der Droge durch die Adern strömte, der nur mit seiner vagen Befürchtung das langsame, aber zermalmende Räderwerk der Mobilisierung einer ganzen Armee in Gang gesetzt hatte?

Es war Leanoric nicht entgangen, dass der Winter heraufzog und Tausende von Soldaten sich darauf freuten, zurück in ihre Heimstätten gehen zu dürfen. Leanoric hatte



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