Keine Mutter ist perfekt by Hans-Joachim Maaz/Ingeborg Szöllösi

Keine Mutter ist perfekt by Hans-Joachim Maaz/Ingeborg Szöllösi

Autor:Hans-Joachim Maaz/Ingeborg Szöllösi
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783963112775
Herausgeber: mitteldeutscher verlag
veröffentlicht: 2019-08-14T16:00:00+00:00


UNTERSTÜTZUNG DER MÜTTERLICHKEIT

Jede Vogelmutter weiß, was sie mit ihren aus den Eiern geschlüpften Kleinen macht, wir wissen es nicht. Wie kommt es, dass wir gerade im Natürlichsten, Kinder zur Welt zu bringen, so arm dran sind, so künstlich, so verbogen, dass wir sogar eine Schulung brauchten?

Auf diese Frage weiß ich keine eindeutige Antwort, da spielen zu viele Faktoren eine Rolle. Ich muss mich auf eine psychosoziale Perspektive beschränken. Bei all meinen Erfahrungen gilt dabei ein ganz allgemeiner Grundsatz: Das ist das Wechselspiel zwischen äußeren und inneren Lebensbedingungen. Es ist sicher richtig, zu sagen, die Umwelt formt den Menschen; es stimmt aber auch, zu sagen: Der Mensch formt sich seine Umwelt. Wir sind in allem, was uns geschieht, nicht nur Opfer, sondern immer auch Täter – natürlich in sehr unterschiedlicher Gewichtung. Mir geht es mit einer solchen Sichtweise um die Überwindung des primitiven Spaltungsdenkens: ich gut – du böse. So könnte man sich bei allen Fehlentwicklungen und Konflikten, bei allen Symptomen und Erkrankungen zuerst fragen: Und was ist mein Anteil daran?

Die tiefenpsychologische Forschung hat uns aufgezeigt, wie wir aus verborgenen unbewussten Motiven heraus uns selbst schädigen, destruktiv handeln und uns dem Lebendigen scheinheilig verweigern. Dabei ist die wichtigste Erkenntnis, dass wir oft unbewusst so handeln, dass unangenehme frühe, aber nachhaltig wirkende Erfahrungen nicht mehr berührt werden und sich nicht mehr an sie erinnert wird. Für dieses eingeschränkte tendenziöse Verhalten finden wir dann immer bewusst irgendwelche klugen Erklärungen, die aber höchstens oberflächlich stimmen, nicht aber die wirklichen, unbewussten Motive erfassen.

So ist es eben auch mit dem mütterlichen Verhalten. Dafür gibt es genetisch verankerte, instinktive Verhaltensweisen, die durch äußere Einflüsse gefördert und unterstützt oder aber auch behindert und verzerrt werden. Dass die erheblichen Belastungen für eine Frau, die durch Schwangerschaft, Geburt, das Stillen und die frühe Versorgung und Betreuung eines Kindes bedingt sind, sehr stark von äußeren Bedingungen (den natürlichen, sozialen und ökonomischen Verhältnissen) abhängen, das leuchtet sofort ein. Ich habe mal einen Satz gelesen, der all das treffend zusammenfasst: „Es war Gottes großartige Idee, den Menschen die sexuelle Lust zu schenken, sonst würden sie wohl bald ausgestorben sein, gemessen an den Schmerzen und Mühen, Kinder zu bekommen und aufzuziehen.“ Wir Menschen sind sogenannte Nesthocker, wir brauchen eine lange Zeit der Betreuung und Unterstützung, um uns gut entwickeln zu können. Damit ist ein großer Raum für alle möglichen Fehler, Schwächen und Behinderungen eröffnet, die sich über die Jahrtausende kumuliert haben mögen. Allein, wenn ich an die Geburtspraxis der letzten Jahrzehnte denke, hat sich viel Abnormes angehäuft: medizin-technisch geleitete Geburt, grelles Licht, das Neugeborene an den Füßen zum Messen hochhalten, es auf den Rücken klatschen, sofort baden, die sofortige Trennung von Mutter und Kind und nur nach einem festgelegten Zeitplan geregelte Stillzeiten. Das Geburtenregime ist inzwischen deutlich liberaler geworden, vor allem dürfen heute Mutter und Kind in aller Regel zusammenbleiben, andererseits wächst die Zahl von Kaiserschnitt-Geburten ohne medizinische Notlage. Es wird nicht zur Kenntnis genommen, dass eine operative Entbindung zwangsläufig traumatisierend ist. Der Lilith-Komplex dominiert also auch in den Geburtskliniken. Das Kinderfeindliche verbirgt sich



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